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Großeltern früher und heute
Früher - und das ist in dem Fall keine 20 Jahre her - war das Bild der Großeltern in unserer Gesellschaft sehr einseitig und gefestigt. Ältere Menschen waren auf ein ruhiges, häusliches Leben abonniert. Der Lebensabend fand in den eigenen vier Wänden statt, man war froh, ab und zu auf die Enkel aufpassen zu können und hatte wenig eigene Aktivitäten.
Mit 65 galt man bis vor nicht allzu langer Zeit bereits als alt. Das hat sich in den letzten Jahren geradezu auf revolutionäre Art und Weise verändert.
Die Großeltern von heute stehen mitten im Leben. Auch im Rentenalter sind sie noch fit und aktiv. Sie folgen den aktuellen Trends, ziehen sich modisch an und können zahlreiche Angebote für Menschen ihres Alters wahrnehmen.
Viele beginnen jetzt erst, Reisen zu unternehmen, von denen sie vielleicht schon Jahrzehnte geträumt haben. Eines steht in jedem Fall fest: Die Großeltern des 21. Jahrhunderts stehen nicht am Rand der Gesellschaft, sondern sind mittendrin.
Vorteile - Nachteile
Der Wandel des Großelterndaseins bringt einige Neuerungen für alle Generationen mit sich, an die sich einige der Beteiligten erst gewöhnen müssen. Großeltern dürfen heute auch bis ins hohe Alter jugendlich bleiben, sind überall dabei und eignen sich häufig noch im Rentenalter die neuesten Technologien an.
Der Vorteil liegt auf der Hand: Großeltern können viel eher als früher mitreden und sich daher auch viel besser mit ihren Enkeln über das unterhalten, was diese gerade interessiert. Früher gehörten Großeltern im Hinblick auf ihre Ansichten häufig zum "alten Eisen". Heute überraschen sie durch moderne Ansichten und Flexibilität. Das bringt die Generationen näher zueinander, als es früher möglich gewesen wäre.
Einen Nachteil bringt die nicht ganz so klare Trennung der Generationen aber auch mit sich. Großeltern besetzen häufig Felder, die früher klar der jungen Generation vorbehalten waren. Sie nehmen es sich auch im hohen Alter heraus, nicht ständig nur für die Familie da sein zu wollen, sondern auch eigene Interessen zu verfolgen. Haben die Kinder dann ihre eigenen Eltern als Betreuer für die Enkel im Geiste bereits fest eingeplant, müssen sie häufig feststellen, dass diese ganz eigene Pläne mit ihrem Leben haben.
Viele möchten vielleicht noch einmal ausgiebig reisen und sind dann nicht für ihre Enkel und die Familie verfügbar. Die Oma, die ihren Kindern den Rücken freihält, indem sie für die Enkel ein warmes Mittagessen zubereitet, während deren Eltern ganztags berufstätig sind, kann damit der Vergangenheit angehören. Dies führt gegebenenfalls zu Konflikten.
Probleme - Ängste - Missverständnisse
Die neuen Möglichkeiten für ältere Menschen können häufig bei deren Kindern für Probleme und Missverständnisse sorgen. Die Kinder erinnern sich an ihre eigenen Großeltern, die in der Regel zu Hause blieben und häufig noch der ruhende Pol in der Familie waren. Dieses Bild davon, wie ein Mensch im Alter zu sein hat, hat sich tief eingeprägt.
Möchten nun die eigenen Eltern ihre Rente plötzlich für ausgiebige Fernreisen nutzen, sind die Kinder häufig irritiert. Viele sorgen sich um ihre Eltern und haben Bedenken, dass diese sich gesundheitlich mit solchen Aktivitäten überfordern.
Manche hatten die Eltern auch bereits als Hilfe für die eigenen Kinder eingeplant, weil sie damit gerechnet hatten, dass diese als Großeltern ihre Erfüllung darin sehen, möglichst viel Zeit mit den Enkeln zu verbringen. Planen Oma und Opa stattdessen eine Fernreise, kann es zu Konflikten kommen.
Die Kinder empfinden solche Pläne als Ablehnung der Großelternrolle und fühlen sich damit selbst vernachlässigt. Die Großeltern lieben ihre Enkel, möchten aber dennoch auf ein eigenes Leben nicht verzichten und nach jahrzehntelanger Berufstätigkeit nun endlich eigene Wünsche und Ziele verfolgen. In dieser Situation ist es äußerst wichtig, dass sich alle Parteien an einen Tisch setzen und ihre Wünsche, aber auch ihre Sorgen und Bedenken offen äußern. Nur so können sie Verständnis für den jeweils anderen entwickeln.
Die Großeltern können ihre Wünsche nach Freiheit und eigener Lebensgestaltung äußern und ihren Kindern vermitteln, dass ihnen trotz dieser Pläne sehr viel an ihnen und den Enkeln liegt. Die Kinder können sich mit den eigenen Ängsten konfrontieren und diese durch mehr Informationen zu den Plänen der Eltern abbauen. Und alle zusammen sind in der Lage, Zeit und Raum für bereichernde gemeinsame Aktivitäten zu finden, die keinen einengen.
Fazit
Eine neue Entwicklung in der Gesellschaft braucht immer ein wenig Zeit. So ist es ganz normal, dass die plötzlichen Freiheiten und Entwicklungsmöglichkeiten der älteren Generation nicht nur für viel Freude, sondern auch für Ängste und Bedenken sorgen. Es ist nie ganz einfach, wenn eine Generation zum ersten Mal Neuland betritt - Land, das keiner bisher geprägt hat und von dem man nicht weiß, wie es genau aussieht.
Umso spannender ist diese Entwicklung, wenn alle Generationen sich darauf einlassen können. Die Großeltern prägen ein neues Bild des Rentenalters, die Kinder können durch das neue Wissen und den erweiterten Horizont ihrer Elterngeneration profitieren. Und nicht zuletzt können die Generationen gemeinsam ein ganz neues Bild der älteren Generation prägen. Eine wunderbare Aufgabe!
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