Sterillium

Sterillium ist ein alkoholisches Desinfektionsmittel, das bakterizid, fungizid und viruzid wirkt.

Schnell-Überblick

  • Was ist Sterillium?
    Sterillium ist ein alkoholisches Desinfektionsmittel, hat eine sehr gute Hautverträglichkeit und wird meist bei einer hygienischen und chirurgischen Händedesinfektion verwendet.
  • Wogegen wirkt Sterillium?
    Sterillium wirkt bei gründlicher Anwendung bakterizid, levurozid, tuberkulozid, mykobakterizid, begrenzt viruzid – d.h. gegen Hefepilzen, Bakterien und behüllten Viren.
  • Was ist zu beachten?
    Sterillium sollte nicht mit Schleimhäuten in Kontakt kommen oder in unmittelbarer Nähe der Augen oder offenen Wunden angewendet werden.
  • Wie lange wirkt Sterillium?
    Sterillium wirkt sofort und hält den Schutz bis zu 6 Stunden aufrecht.
  • Wie wird Sterillium angewendet?
    Das Sterillium in die trockene Hand geben und mindestens 30 Sekunden einreiben, sodass alle Stellen (auch Fingerkuppen und Daumen) damit in Berührung kommen bzw. benetzt werden.
  • Schützt Sterillium gegen Corona-Viren?
    Ja, das Coronavirus gehört ähnlich wie Influenza, Mumps und Masern, zu den behüllten Viren und können durch Sterillium auf der Handoberfläche inaktiviert bzw. abgetötet werden.

Wirkstoffe und Wirkungsweise

Die Hauptbestandteile und Wirkstoffe von Sterillium sind:

  1. Isopropanol (auch: IPA, Isopropylalkohol, 2-Propanol oder nach IUPAC Propan-2-ol) 
  2. 1-Propanol (auch: Propanol oder nach IUPAC Propan-1-ol)

Diese beiden Alkohole verändern die Permeabilität der Zytoplasmamembranen von Mikroorganismen, d.h. sie lösen die schützende Zellmembran an und inaktivieren und zerstören die für das Überleben der jeweiligen Mikroorganismen lebenswichtigen Enzyme. Auf diese Weise tötet Sterillium 99% aller Bakterien, Pilze und Viren ab.

Die einzigen nennenswerten Wirkungslücken hat Sterillium gegenüber Bakteriensporen und humanen Noroviren, die Brechdurchfälle verursachen. Diese werden allerdings von Sterillium med oder dem primär aus Ethanol bestehenden Sterillium Virugard abgetötet.

Anwendung von Sterillium

Zur Anwendung kommt Sterillium primär in Krankenhäusern und großen Arztpraxen, um die Verbreitung von Keimen von einem Patienten auf den Arzt oder das Pflegepersonal und von jenen wiederum auf den nächsten Patienten zu unterbinden.

Daneben kommt das Desinfektionsmittel vor allem in der Chirurgie zum Einsatz.

Wichtig ist generell, dass die Haut vor dem Gebrauch von Sterillium trocken ist und das Mittel unverdünnt angewendet wird.

I. Hygienische Händedesinfektion

Man gibt mindestens 3ml, was zwei bis drei Pumphüben eines Spenders entspricht, in die hohle Hand und verteilt Sterillium dann mindestens 30 Sekunden wie folgt auf den Händen:

  1. Aneinanderreiben der Handflächen.
  2. Bei gespreizten Fingern je mit der Handfläche der einen Hand über den Handrücken der anderen reiben.
  3. Aneinanderreiben der Handflächen bei gespreizten Fingern.
  4. Finger an der jeweils anderen Hand Reiben.
  5. Daumen der einen Hand in der zur Faust geballten anderen Hand reiben.
  6. Fingerkuppen in den Handinnenflächen der jeweils anderen Hand reiben.

II. Chirurgische Händedesinfektion

Nach einer gründlichen, mechanischen Handwaschung und Nageltoilette sollte zur Schonung der Haut ein kurzer Zeitraum verstreichen. Anschließend Sterillium über mindestens 90 Sekunden, besser drei Minuten, hinweg auf den zuvor trockenen Händen und Unterarmen verteilen und einreiben. Die Hände müssen die gesamte Zeit über mit Sterillium feucht gehalten werden.

III. Hautdesinfektion

Außer zur Desinfektion der Hände kann Sterillium auch zur Desinfektion anderer Hautregionen vor Injektionen, Punktionen oder chirurgischen Eingriffen verwendet werden. Die Dauer der Anwendung ist dabei von der Körperregion und der Maßnahme, die vorgenommen werden soll, abhängig.

  1. Bei Injektionen und Punktionen der meisten Körperregionen reicht es aus, Sterillium 15 Sekunden lang zu verrieben.
  2. Sollen Gelenke, Körperhöhlen oder Hohlorgane punktiert werden, muss die Haut hingegen eine Minute lang feucht gehalten werden.
  3. Dasselbe gilt bei chirurgischen Eingriffen: Die Haut für mindestens 60 Sekunden feucht halten.
  4. Bei talgdrüsenreicher Haut ist es sogar erforderlich, selbige zehn Minuten lang feucht zu halten.

Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit

Es besteht kein direktes Risiko während der Schwangerschaft und Stillzeit. Allerdings ist darauf zu achten, dass Neu- und Frühgeborene nicht mit Sterillium in Kontakt kommen.

Wechsel- und Nebenwirkungen von Sterillium

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind derzeit keine bekannt. Die einzige gelegentlich auftretende Nebenwirkung bei sachgemäßer, aber häufiger Anwendung sind Austrocknen und Reizung der Haut, was sich mit intensivierter Hautpflege jedoch für gewöhnlich gut kompensieren lässt. Allergische Reaktionen können auftreten, sind aber selten.

Aufbewahrung, Lagerung und Haltbarkeit

Da Alkohole äußerst flüchtig sind, also schnell verdunsten, muss der Sterilliumbehälter stets gut geschlossen gehalten werden, wenn er nicht benutzt wird. Ferner sollte die Flasche nicht in der Nähe von Heizkörpern oder an Stellen mit starker Sonneneinstrahlung gelagert werden. Da Sterillium reizend ist und eine ähnliche toxikologische Wirkung wie Ethanol, also reiner Trinkalkohol, hat, muss das Desinfektionsmittel für Kinder unzugänglich aufbewahrt werden.

Ferner gilt, dass das Desinfektionsmittel nach Ablauf des Verfallsdatums sowie ein Jahr nach dem erstmaligen Öffnen nicht mehr benutzt werden sollte.

Sonstige Warnhinweise

  1. Elektrische Geräte erst benutzen, wenn Sterillium aufgetrocknet, also verdunstet ist.
  2. Sterillium hat einen Flammpunkt von 23°C und ist folglich leicht entzündlich. Deshalb ist es wichtig, das Präparat von offenen Flammen und Zündquellen fernzuhalten.
  3. Verschüttete Flüssigkeit sollte schnellstmöglich aufgenommen und mit viel Wasser verdünnt werden. Ferner ist in diesem Fall besonders auf mögliche Zündquellen zu achten. Der Raum, in dem das Desinfektionsmittel verschüttet wurde, sollte gut gelüftet werden.
  4. Sollte es trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen zu einer Entzündung des Desinfektionsmittels kommen, muss die Flamme mit Wasser, Löschpulver, Schaum oder CO2 gelöscht werden.
  5. Sterillium nur unter aseptischen Bedingungen umfüllen.
  6. Sollte Sterillium versehentlich verschluckt werden, sind die Folgen mit denen einer Ethanolvergiftung vergleichbar: Schwindel, Übelkeit und Orientierungsstörungen. Bei einer größeren Menge besteht sogar die Gefahr der Atemlähmung. Auf jeden Fall ist schnellstmöglich ein Arzt zu verständigen, da ab einer Konzentration von 3‰ das Gift mittels Hämodialyse aus dem Körper entfernt werden muss. Wegen der oben genannten Symptome ist ausdrücklich davon abzuraten, alleine zum Arzt zu fahren.
  7. Sterillium nie auf Schleimhäute anwenden.
  8. Bei Augenkontakt sollten die Augen bei geöffneten Lidspalt mehrere Minuten unter fließendem Wasser gespült werden.

Inhaltsstoffe

Die Sterillium-Lösung besteht zu 45% aus Propan-2-ol, zu 30% aus Propan-1-ol und zu 0,2% aus Mecetroniumetilsulfat als Wirkstoffe und darüber hinaus aus Glycerol, Tetradecan-1-ol, Duftstoffen, Patentblau V und gereinigtem Wasser.

Trivia

  • Sterillium war das erste Händedesinfektionsmittel auf alkoholischer Basis, das sich auf dem Markt behaupten konnte.
  • Neben dem klassischen Sterillium ist auch Sterillium classic pure ohne Farbstoffe und Parfüme, Sterillium med und Sterillium Virugard an, die auch gegen Noroviren wirken und hautverträglicher sind, erhältlich.
  • Für unterwegs gibt es mit Sterillium getränkte Desinfektionstücher, im Programm.

Diese Informationen zum Medikament ersetzen weder ärztliche noch sonstige Fachberatung. Vor allem bei Nebenwirkungen oder für sonstige Informationen ist der behandelnde Arzt oder Apotheker beizuziehen.


Bewertung: Ø 4,5 (16 Stimmen)

Autor: FitundGesund Redaktion
Infos zum Autor: Medizinredakteure und Journalisten
Erstellt am: 03.10.2016
Überarbeitet am: 16.12.2020

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