Epilepsie

Bei einer Epilepsie handelt es sich um eine neurologische Erkrankung, deren typisches Symptom epileptische Anfälle (Krampfanfälle) sind. Die meisten der dramatisch wirkenden Anfälle sind jedoch nach ein paar Minuten verschwunden.

Epilepsie Bei einer Epilepsie handelt es sich um eine neurologische Erkrankung. (Foto by: photographee.eu / Depositphotos)

Schnell-Übersicht

  • Was ist Epilepsie: Dabei kommt es im Gehirn zu einer spontanen und synchronen Entladung von Nervenzellen, die zu unkontrollierten Muskelzuckungen und Verlust des Bewusstseins führt.
  • Symptome: Es kommt zu unkontrollierten Muskelzuckungen und Verlust des Bewusstseins. Oft drehen sich bei Betroffenen auch die Augen nach oben und sie fallen zu Boden.
  • Ursachen: Meist ist die Epilepsie ein Symptom einer anderen Krankheit oder Befindlichkeitsstörung. Dazu gehören Hirnhautentzündung, Tumore, ein Schädel-Hirn-Trauma, aber auch Durchblutungsstörungen.
  • Behandlung: Die Behandlung erfolgt nach Feststellung des Schweregrades der Erkrankung. Erst nach häufigen Anfällen werden meist Medikamente verschrieben. Je nachdem muss auch viel Vorsicht beim Fahren, Schwimmen oder anderen Tätigkeiten ausgeübt werden.
  • Mögliche Komplikationen: Dauert ein Anfall länger als 30 Minuten, muss die Epilepsie dringen mit Medikamenten unterbunden werden, da es sich zu einem lebensgefährlichen Zustand entwickeln kann.
  • Vorbeugung: Eine Erkrankung an Epilepsie lässt sich nicht vorbeugen. Jedoch können Anfälle vermieden werden, wenn betroffene Personen Flackerlicht, Schlafentzug und Alkohol vermeiden.

Was ist Epilepsie?

Epilepsie ist eine der unheimlichsten Krankheiten der Welt. Das eigene Gehirn, welches wir 24 Stunden am Tag für jeden Gedanken, jeden Traum, jede Muskelbewegung und jede Empfindung benötigen, versagt uns einfach seinen Dienst und klinkt sich aus: Unkontrollierte Muskelzuckungen sind die Folge, man verliert das Bewusstsein, der Körper macht, was er will.

"Gewitter im Hirn" nennt man dieses Geschehen auch, welches durchaus einige Minuten dauern kann. Die Wahrscheinlichkeit, einmal in seinem Leben einen epileptischen Krampfanfall zu bekommen, liegt für jeden von uns bei etwa vier bis fünf Prozent. Im Mittelalter hielt man diese Leute für "besessen" und sperrte sie weg - heutzutage gibt es gute Behandlungsmöglichkeiten...

Bei einem Krampfanfall kommt es zu spontanen und synchronen Entladungen von Nervenzellen im Gehirn, was zu nicht steuerbaren stereotypen Verhaltens- und/oder Befindensstörungen führt. Von diesen Störungen gibt viele verschiedene äußerliche Erscheinungsbilder.

Ursachen für Epilepsie

Die Ursachen der Epilepsie sind bei Weitem nicht in allen Facetten geklärt.

Ein wesentlicher Faktor ist jedoch eine abnorme Neigung zu zellulärer Erregbarkeit im Gehirn und eine abnorme Synchronisation von Nervenzellverbänden.

Ein einzelner epileptischer Anfall ist oftmals nur das Symptom einer anderen Erkrankung oder Befindlichkeitsstörung.

Folgende Erkrankungen können durch Beeinflussung der Gehirntätigkeit zu epileptischen Anfällen führen:

  • Entzündungen des Gehirns
  • Tumoren
  • Schädel-Hirn-Traumata
  • Stoffwechselentgleisungen (z.B. Unterzuckerung)
  • Durchblutungsstörungen und Vergiftungen

Diese sind rein äußerlich zunächst nicht von der Krankheit "Epilepsie" zu unterscheiden.

Symptomatischer Krampfanfall

Man spricht dann, wenn eine Ursache gefunden werden kann, von einem "symptomatischen Krampfanfall".

Nach Beseitigung der zugrundeliegenden Ursache sollten keine weiteren Anfälle auftreten. Etwa vier bis fünf Prozent aller Menschen haben einmal in ihrem Leben einen solchen Krampfanfall.

Kryptogener Krampfanfall

Eine zweite Kategorie in der Einteilung der Krampfanfälle ist der "kryptogene Krampfanfall".

Eine Ursache ist hier zwar nicht direkt nachweisbar, man kann aber aufgrund von Geburtskomplikationen, durchgemachten Hirnerkrankungen im frühen Kindesalter, verzögerter motorischer Entwicklung im Kleinkindesalter und geistiger Retardierung zumindest auf eine wahrscheinliche Ursache oder einen Zusammenhang schließen.

Idiopathischer Anfall

Die dritte Schublade schließlich ist der "idiopathische Anfall", für den es keine spontane Erklärung gibt.

In diese Kategorie fällt gewissermaßen das Krankheitsbild "Epilepsie" mit der Neigung zu wiederholten Anfällen.

Es ist anzunehmen, dass diesen Geschehnissen eine genetische Disposition zugrunde liegt mit abnormer Neigung zu Nervenzellentladungen im Gehirn.

Einige Gendefekte sind auch bereits identifiziert worden. Etwa zehn Prozent der Bevölkerung haben eine erhöhte Bereitschaft zu Krampfanfällen, welche sich im EEG (Hirnstrommessung) auch nachweisen lässt. Etwa 0,8 Prozent der Österreicher leidet unter regelmäßigen Krampfanfällen.

Spontane Auslöser eines Krampfanfalls

Unabhängig von der oben genannten Einteilung der Krampfanfälle gibt es diverse spontane Auslöser eines Krampfanfalles, welche sowohl bei genetisch vorbelasteten Epileptikern als auch bei allen kerngesunden Menschen die Krampfschwelle kurzfristig herabsenken können.

Dazu zählen:

  • Schlafmangel
  • Alkoholkonsum
  • Fieber(anstieg)
  • Entzugssituationen
  • die Einnahme bestimmter Medikamente (Penicillin, Theophyllin, Antidepressiva, Neuroleptika)
  • das zu schnelle Absetzen antikonvulsiver (also krampfverhindernder) Medikamente
  • Unterzuckerung
  • Minderdurchblutung (Schlaganfall)

Symptome bei Epilepsie

Die Symptomatik von epileptischen Anfällen ist sehr komplex und kann von Mensch zu Mensch und auch von Anfall zu Anfall völlig unterschiedlich ausfallen.

Unterschieden werden grundsätzlich partielle (fokale) von generalisierten Anfällen.

Fokale Anfälle

Einfache fokale Anfälle können stereotype Bewegungsmuster sein wie zum Beispiel das fortwährende unwillkürliche Bewegen der Schulter oder eines Arms, aber auch anfallsartige Missempfindungen an einer oder mehreren Körperstellen.

Auch psychische Symptome sind möglich. Ein Bewusstseinsverlust tritt bei diesen Anfällen häufig nicht oder erst später auf.

Generalisierte Anfälle

Die generalisierten Anfälle gehen dagegen meist mit einem Bewusstseinsverlust einher und sind demenstprechend meist leichter einem epileptischem Geschehen zuzuordnen.

Man unterscheidet jedoch auch hier verschiedene Krankheitsbilder.

Absencen sind sekunden- bis minutenlange Bewusstseinsverluste mit oder ohne Verlust der Körperspannung, bei denen der oder die Betroffene einfach nur apathisch in die Gegend starrt und nicht mehr ansprechbar ist.

Auch hierbei gibt es Variationen mit Augenbewegungen, Tonusverlust, motorischen Bewegungen oder Automatismen (zum Beispiel Nesteln mit den Fingern).

Mädchen im Schulalter sind eine der am häufigsten betroffenen Gruppen dieser Epilepsieform.

Myoklonische Anfälle äußern sich in kurzen, plötzlichen Muskelzuckungen.

Ein typischer Vorfall ist der Teenager, der morgens beim Frühstück plötzlich den Kaffee quer über den Tisch verschüttet, ohne zu wissen, wie dies geschehen konnte.

Eine andere Variante ist der myoklonisch-astatische Anfall des Kleinkindesalters, welcher mit plötzlichem Hinstürzen, myoklonischen Zuckungen oder Lautäußerungen einhergeht.

Im Säuglingsalter gibt es die sogenannten Blitz-Nick-Salaam-Krämpfe, welche mit kurzen Blitzbewegungen der Arme und Beine, Nicken des Kopfes und tonischer Versteifung des gesamten Körpers (Salaam) einhergehen und nur wenige Sekunden dauern.

All diese Formen werden auch als "Petit mal", also kleine Anfälle, zusammengefasst.

Das klassische Beispiel des Krampfanfalls überhaupt ist aber der "Grand Mal"-Anfall, welcher zwar fokal-lokal beginnen kann, am Ende aber die gesamte Hirnrinde und damit den gesamten Körper betrifft. Häufig geht ihm eine Aura voraus, welche vom Betroffenen wahrgenommen werden kann.

Beim Grand-Mal-Anfall kommt es dann zu Bewusstlosigkeit.

Er beginnt mit einer tonischen Phase (generalisierte Muskelverkrampfung), die mit Atemstillstand einhergeht und etwa 30-60 Sekunden dauern kann. Dem folgt eine klonische Phase mit Zuckungen, die etwa drei bis fünf Minuten anhalten kann, manchmal jedoch auch länger. Dabei kann es zu Verletzungen (Sturz, unkontrolliertes Schlagen der Arme, Zungenbiss) sowie zum unkontrollierten Urin- oder Stuhlabgang kommen.

Nach Abklingen der Zuckungen kommt der Betroffene zwar schnell wieder zu sich, fällt jedoch in einen ein bis zwei Stunden andauernden Nachschlaf, da die epileptische Generalaktivität über mehrere Minuten für Gehirn und Körper unglaublich anstrengend ist.

Dauert ein Anfall mehr als 30 Minuten oder tritt eine Serie von Anfällen auf, ohne dass der Betroffene zwischendurch das Bewusstsein wiedererlangt, so spricht man von einem "Status epilepticus". Dieser Zustand ist bisweilen lebensgefährlich und muss unbedingt durch Medikamente unterbrochen werden.

Untersuchungen und Diagnose

Epilepsie Untersuchung Die Symptome bei Epilespie können von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich sein. (Foto by: imagepointfr / Depositphotos)

Die Diagnostik beim epileptischen Anfall ist zunächst sehr geradlinig: Jeder erstmalig aufgetretene Anfall sollte auf zugrundeliegende Ursachen untersucht werden, dazu gehört auf jeden Fall:

  • eine umfangreiche Anamneseerhebung
  • eine körperliche Untersuchung
  • eine Blutzuckerbestimmung
  • Blutentnahme (z.B. Entzündungsparameter)

Im weiteren Verlauf dann möglicherweise:

  • EEG (Hirnstrommessung mit eventuell epileptischen Potenzialen) oder
  • ein MRT des Schädels (Kernspintomografie zum Ausschluss von z.B. Tumoren).

Bei der Anamnese ist oftmals die Fremdanamnese der wichtigste Punkt, da der Betroffene selber den Anfall ja gar nicht mehr miterlebt hat.

Treten mehrmalige Anfälle bei einer Person oder innerhalb derselben Familie unter Blutsverwandten auf, so kann ggf. eine genetische Diagnostik erfolgen.

Behandlung, Therapie und Komplikationen

Die Therapie der Epilepsie ist stets einem erfahrenen Neurologen vorbehalten.

Grundsätzlich gilt: Ein einzelner Anfall rechtfertigt keine Dauermedikation.

Erst wenn Anfälle gehäuft auftreten und keine behebbare Ursache zu finden ist, sollte die Einstellung auf ein antiepileptisches Medikament erfolgen.

Erst über einen langen Zeitraum lässt sich entscheiden, ob ein Medikament zufriedenstellend wirkt - also Anfälle verhindert - oder ob das Produkt gewechselt werden muss.

Generell gilt: Wenn Anfälle über drei bis fünf Jahre wirksam verhindert worden sind, kann man die Dosis langsam reduzieren und die Behandlung eventuell beenden.

Nur unter diesen Umständen ist es einem Epileptiker zum Beispiel möglich, einen Führerschein zu machen oder in einem Badesee Schwimmen zu gehen (wobei hier trotz allem zur Vorsicht geraten werden sollte).

Aufgrund dieser und anderer massiver Einschränkungen der Lebensqualität und der mit der Epilepsie einhergehenden sozialen Stigmatisierung sollte sich die Therapie nicht allein auf Medikamente beschränken, sondern stets auch psychologische Betreuung oder den Besuch von Selbsthilfegruppen beinhalten.

Letztere sind auch zur Therapiewahl hilfreich, da Betroffene selbst nach einigen Jahren oft mehr Ahnung von ihrer persönlichen Krankheit haben als die meisten behandelnden Ärzte...

Prävention und was ich selbst tun kann

Präventiv lässt sich gegen die Epilepsie als Krankheit wenig tun, da ihr erblichen Bedingungen zugrunde liegen.

Wer jedoch Epileptiker ist, sollte dringend Flacklicht, Schlafentzug und Alkohol meiden, um Anfälle nicht zu provozieren.


Bewertung: Ø 4,1 (15 Stimmen)

ICD-10: G40, G41 mehr Infos


Autor: FitundGesund Redaktion
Infos zum Autor: Medizinredakteure und Journalisten
Erstellt am: 16.02.2010
Überarbeitet am: 02.12.2020

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