Die Hausgeburt

Die Geburt eines Kindes ist einer der natürlichsten Vorgänge der Welt. Milliardenfach erprobt, handelt es sich hierbei um einen normalen, physiologischen Vorgang für Mutter und Kind ohne Krankheitswert. Der Gedanke an eine Geburt in einem sterilen Krankenhaus ist für die Mutter nicht immer angenehm. Eine Hausgeburt kann eine Alternative sein.

Gedanken Geburt Mit dem Gedanken an eine Hausgeburt in vertrauten Räumlichkeiten verbinden viele Frauen Geborgenheit (Foto by: Syda_Productions / Depositphotos)

Eine Geburt ist immer ein höchstpersönliches, grundsätzlich absolut natürliches Ereignis. Nicht jede Frau wünscht hierbei medizinisches Fachpersonal an ihrer Seite.

Diverse Studien kommen auch zum Ergebnis, dass ein langer Krankenhausaufenthalt unter der Wehen den Einsatz von Medikamenten und die Wahrscheinlichkeit eines Kaiserschnitts höher werden lässt. Manche werdende Mütter schreckt dies ab. Sie wünschen sich eine sehr individuelle Betreuung unter der Geburt und ein Verzicht auf jegliche Schmerzmittel.

Grundsätzlich kann dieser Wunsch natürlich auch im Krankenhaus geäußert werden. Erfahrungsgemäß setzt aber unter der Geburt bei vielen Frauen irgendwann ein Zustand ein, in dem man sich schneller zu Dingen "überreden" lässt, sei es von der diensthabenden Hebamme oder von einem Arzt, die man vorab eigentlich nicht wollte.

Mit dem Gedanken an eine Hausgeburt in vertrauten Räumlichkeiten verbinden viele Frauen:

  • Geborgenheit
  • eine sanfte Geburt
  • ein besseres Ankommen des Neugeborenen auf der Welt.

Voraussetzungen für eine Hausgeburt

Keine Schwangere kann zu einer Geburt in einem Krankenhaus gezwungen werden. Dennoch sollten, wenn man eine Hausgeburt anstrebt, gewisse gesundheitliche Voraussetzungen gegeben sein. Generell wird auch von Ärzten und Hebammen recht einheitlich die Prämisse vertreten, dass eine unkomplizierte Schwangerschaft unabdingbar für eine Hausgeburt sein sollte.

Kam es schon in der Schwangerschaft zu Blutungen, muss auch unter der Geburt verstärkt mit Komplikationen gerechnet werden. Erkrankungen der Mutter wie beispielsweise Schwangerschaftsdiabetes oder Gestose machen es manchmal notwendig, die Geburt auch schon vor dem Termin einzuleiten.

Grundsätzlich spricht hierbei nichts gegen eine vaginale Geburt, es kommt dabei aber statistisch gesehen öfter zu Schwierigkeiten oder einem Kaiserschnitt. Wenn solche Vorerkrankungen bekannt sind, ist von einer Hausgeburt eher abzuraten. Voraussetzung sollte zudem sein, dass die Mutter sich ausführlich mit dem Thema Hausgeburt befasst hat und der Geburt ruhig und gelassen entgehensehen kann.

Ablauf einer Hausgeburt

Hebamme vor Hausgeburt Wer eine Hausgeburt plant, sollte frühzeitig Kontakt zu einer erfahrenen Hebamme aufnehmen. (Foto by: monkeybusiness / Depositphotos)

Alleine gebären sollte keine Frau, wenn sich dies nicht aus einer völlig unerwarteten Situation als Notfall so ergibt. Eine erfahrene Hebamme sollte vor Ort sein. Hebammen, die Erfahrung mit Hausgeburten haben, können Situationen unter der Geburt besser einschätzen und gegebenenfalls notwendige Maßnahmen einleiten. Ein Arzt ist im Regelfall bei einer Hausgeburt nicht anwesend.

Wer eine Hausgeburt plant, sollte frühzeitig Kontakt zu einer entsprechend erfahrenen Hebamme aufnehmen. Nicht alle Hebammen sind bereit, Hausgeburten zu betreuen. Ist eine Hebamme gefunden, sollte man mit dieser den Ablauf der geplanten Hausgeburt genau vorher besprechen. Die Hebamme wird der Schwangeren erklären, was sie vorab an Utensilien wie Laken, Gummi-Unterlage und Ähnlichem besorgen muss.

Setzen die Wehen dann ein, wird die Hebamme kontaktiert. Meist wird diese sich am Telefon den Verlauf der Wehen schildern lassen und darauf basierend entweder sofort kommen oder vereinbaren, sich zu einem festgelegten Zeitpunkt nochmals zu melden. Ist die Hebamme bei der Schwangeren zuhause angekommen, wird sie die werdende Mutter zunächst untersuchen. Sie kann dabei die Herztöne des Kindes horchen und den Muttermund abtasten. Zudem wird sie sich die Räumlichkeiten anschauen und beurteilen, ob alles für die Geburt bereit ist. Nun steht die Unterstützung der werdenden Mutter unter den Wehen an.

Die Hebamme kann sich dabei ganz auf die Schwangere konzentrieren und muss nicht noch nebenbei andere Frauen betreuen - ein zentraler Vorteil der Hausgeburt. Ist das Baby geboren, übernimmt die Hebamme die erste Versorgung und betreut die junge Familie in den ersten Stunden nach der Geburt. Zudem versorgt sie eventuelle Geburtsverletzungen der Mutter.

Mögliche Komplikationen und Risiken

Die eingespielten Abläufe eines Krankenhauses und die damit verbundene Routine haben einen zentralen Vorteil: Größtmögliche Sicherheit für Mutter und Kind. Im Krankenhaus ist rund um die Uhr ein Arzt zur Stelle, wenn sich unerwartete Komplikationen auftun. Komplikationen können dabei sehr unterschiedlicher Natur sein.

So kann es beispielsweise unter den Wehen zu einem Geburtsstillstand kommen. Setzen die Wehen nicht mehr von selbst ein, muss gehandelt werden. im Krankenhaus kann versucht werden, mit Medikamenten die Wehen wieder in Gang zu bringen. Diese Möglichkeit hat die Hebamme zuhause nicht.

In sehr seltenen Fällen kann es zu dramatischen Notfällen kommen, wie etwa schweren Blutungen durch eine Plazenta-Ablösung. In diesem Fall ist ein sofortiger Kaiserschnitt unumgänglich, um das Leben von Mutter und Kind zu retten. Befindet sich die Patienten zu diesem Zeitpunkt nicht im Krankenhaus, kann die Situation hochdramatisch werden und schlimmstenfalls tödlich enden. Insofern geht man mit einer Hausgeburt immer das Risiko ein, sich im Falle eines seltenen Notfalls nicht gleich in ärztlicher Obhut zu befinden.

Derartig dringliche Notfälle sind aber statistisch sehr selten. Oftmals zeigt sich auch unter dem Geburtsverlauf, dass möglicherweise Komplikationen zu erwarten sind. Dies kann beispielsweise dann der Fall sein, wenn die Mutter sehr starke Schmerzen empfindet und nicht mehr aushalten kann oder die Wehen zum Stillstand kommen. Eine erfahrene Hebamme kennt die Grenzen einer Hausgeburt und wird in diesem Fall eine sofortige Verlegung in ein Krankenhaus einleiten.

Unser Fazit

Jede Frau muss selbst entscheiden, was ihr unter der Geburt wichtiger ist: Maximale medizinische Sicherheit oder Geborgenheit in den eigenen vier Wänden. Eine Hausgeburt birgt bei einer komplikationslosen Schwangerschaft und einer gelassenen werdenden Mutter kein signifikant höheres Risiko. Eine problemlose Schwangerschaft und eine ausführliche Beschäftigung mit den Vorteilen und möglichen Grenzen einer Hausgeburt sollten deswegen Voraussetzung für ein Gebären zuhause sein.

In einem wirklich dramatischen Notfall kann es für die Schwangere und ihr Kind gefährlich werden, wenn ein Krankenhaus nicht mehr schnell genug erreicht werden kann. Die persönliche Risikoabwägung kann nur individuell erfolgen und sollte in jedem Fall von einer erfahrenen Hebamme beratend begleitet werden.

Viele Krankenhäuser versuchen auch, mehr Geborgenheit und persönliche Betreuung im Kreißsaal zu ermöglichen. Hier hat sich in den letzten Jahren viel in den Krankenhäusern getan. Vor einer definitiven Entscheidung zur Hausgeburt sollte man sich auch deswegen alle Hospitale ansehen und überlegen, ob man sich nicht auch dies vorstellen kann.


Bewertung: Ø 5,0 (2 Stimmen)

Autor: Mag. Sandra Wegenhofer
Infos zum Autor: Fachjournalistin, Hebamme und Mutter von 5 Kinder
Erstellt am: 19.07.2013
Überarbeitet am: 13.11.2020

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