Noch vor einem halben Jahrhundert war das Risiko, bei der Geburt zu versterben, für Mütter und Neugeborene wesentlich höher als heute. So sank die Säuglingssterblichkeit in Österreich dank moderner Geburtshilfen und verbesserter medizinischer Maßnahmen in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter: Kamen noch 1970 auf tausend Lebendgeburten 25 gestorbene Säuglinge, lag dieser Wert im Jahr 2000 nur noch bei unter 5 (Quelle: Österreichischer Familienbericht 1999).
Dank des medizinischen Fortschritts ist es zudem gelungen, die Sterblichkeitsrate bei Frühchen ebenfalls stark zurück zu fahren und möglichen Komplikationen unter der Geburt rechtzeitig durch einen Kaiserschnitt zu begegnen. Inzwischen ist es sogar möglich, Frühchen, die noch nicht die 25. Schwangerschaftswoche erreicht haben, lebend auf die Welt zu holen.
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Wann brauche ich eine Geburtshilfe?
Bei manchen Schwangeren steht schon Wochen oder gar Monate vor der Geburt fest, dass das Kind nicht auf natürlichem Weg entbunden wird bzw. entbunden werden kann - stattdessen wird das Baby per Kaiserschnitt auf die Welt geholt.
Dies ist häufig der Fall, wenn sich das Kind nicht mit dem Kopf in Richtung Geburtsausgang gedreht hat (Steißlage oder Beckenendlage), obwohl hierbei auch noch die Möglichkeit einer natürlichen Entbindung besteht.
Auch nach der Erfahrung einer traumatisch verlaufenen Geburt älterer Geschwisterkinder entscheiden sich Schwangere bei Folgekindern oft für einen Kaiserschnitt - besonders dann, wenn das Geschwisterkind infolge von Geburtskomplikationen eine Behinderung davongetragen hat.
Bei Frühgeburten wird in aller Regel ebenfalls ein (Not-)Kaiserschnitt gemacht, da die kleinen Frühchen oft noch zu unreif und schwach sind, um eine normale Geburt zu überstehen.
Bei sehr zierlichen Frauen, deren Babys recht groß sind und zu befürchten ist, dass sie bei der Geburt im Geburtskanal stecken bleiben, wird ebenfalls oft ein Kaiserschnitt gemacht.
Auch bei einer vaginalen Geburt können Maßnahmen notwendig sein, die in den Geburtsablauf eingreifen, um der Frau das Gebären zu erleichtern - dazu zählen der Dammschnitt sowie die Hilfsmittel Saugglocke oder Zange (Zangengeburt).
Viele Schwangere entscheiden sich unter der Geburt zudem für eine Periduralanästhesie (PDA) - unter Schwangeren auch als "Rückenmarksspritze" bezeichnet. Sie kann sehr differenziert dosiert werden, sodass die Schmerzen nachlassen oder ganz verschwinden, die Gebärende aber trotzdem noch mitarbeiten kann und weiß, wann sie pressen muss.
Methoden - Ablauf - Durchführung
Um Komplikationen vorzubeugen, wird heute oft ein Kaiserschnitt gemacht. Dadurch ist die Rate der Schnittentbindungen rasant in die Höhe geschossen. In Österreich lag die Kaiserschnittrate im Jahr 2010 bei 31,5 Prozent aller Geburten (Quelle: Geburtsallianz.at).
Schnittentbindung
Hier wird das Baby durch eine Operation aus der Gebärmutter geholt. Dazu führt der Arzt einen Unterbauch-Querschnitt direkt an der Schamhaargrenze durch. Diese OP muss heute nicht mehr unbedingt in Vollnarkose durchgeführt werden. Dank moderner Teilnarkosen dürfen Mütter die Geburt ihres Kindes bei vollem Bewusstsein, aber schmerzfrei erleben.
Saugglocke
Diese kommt nur in seltenen Fällen zum Einsatz - zum Beispiel, wenn sich das Baby im Geburtskanal nicht weiter voran schieben kann. Dabei wird das Instrument in den Scheideneingang eingeführt, vorsichtig auf den Kopf des Ungeborenen aufgesetzt, behutsam ein Vakuum aufgebaut und langsam gezogen. Auf diese Weise gleitet das Baby aus dem Geburtskanal heraus.
Zangengeburt
Sie ist in Österreich extrem selten geworden und wird kaum noch angewandt. Meist entscheiden sich Ärzte für die Zange, wenn das Kind tief im Becken liegt, aber nicht vorwärts kommt und Sauerstoffmangel droht. Der Kopf des Ungeborenen wird dabei mit den Zangenlöffeln umfasst und das Baby durch vorsichtiges Ziehen herausgezogen. Scheint der Kopf des Kindes recht groß, wird allerdings die Saugglocke bevorzugt.
Dammschnitt
Dieser wird meist während einer Presswehe mit einer Schere gesetzt. Durch den Schnitt wird der Geburtsausgang erweitert und der rasche Austritt des Köpfchens ermöglicht. Hebammen versuchen durch spezielle Griffe und Hilfestellungen den Dammschnitt zu vermeiden, denn in manchen Fällen ist es besser, den Damm einfach reißen zu lassen, weil der natürliche Riss oft schneller heilt als der künstliche.
Da unter der Geburt in Sekundenschnelle solche Entscheidungen getroffen werden müssen, tun Frauen gut daran, sich für die Geburt in die Hände erfahrener Hebammen zu begeben, die sofort wissen, was zu tun ist.
Fazit - Folgen - Nachbehandlung
Moderne Geburtshilfen haben dazu beigetragen, Komplikationen während der Geburt zu mindern und die Mütter- und Säuglingssterblichkeit drastisch zu senken. Allerdings haben sie auch dazu geführt, dass immer mehr Schwangere glauben, eine natürliche Geburt nicht zu schaffen.
Viele wollen sich nicht mehr auf die im Vorfeld nicht einzuschätzenden Wehen und Schmerzen einlassen und plädieren von vorn herein für einen Kaiserschnitt - auch wenn er medizinisch nicht notwendig ist. Daher rührt die hohe Kaiserschnittrate in Österreich, aber auch in Nachbarländern wie Deutschland und der Schweiz. Viele Frauen möchten zudem kein gesundheitliches Risiko eingehen und auf keinen Fall durch einen möglichen Sauerstoffmangel unter der Geburt riskieren, dass ihr Kind eine Behinderung davonträgt.
Wichtig ist, den Frauen zu erklären, dass der Kaiserschnitt eine Operation ist - mit all ihren Begleiterscheinungen und Risiken. Frisch gebackene Mütter kamen per Schnittentbindung zwar schmerzfrei durch die Geburt, haben aber danach meist mit Wundschmerzen zu kämpfen und müssen sich oft noch Tage und Wochen von den Strapazen der OP erholen, während Frauen nach einer natürlichen Geburt meist schnell wieder fit sind.
Zusätzlich gilt, dass gesunde Ungeborene in den allermeisten Fällen eine vaginale Geburt unbeschadet überstehen. Wird im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen festgestellt, dass das Baby möglicherweise nicht kräftig genug ist oder sich der Verdacht einer möglichen Unterversorgung oder Behinderung ergeben hat, wird ohnehin ein Kaiserschnitt empfohlen.
Festgestellt wurde, dass Frauen, die sich in die Hände erfahrener Hebammen begeben, meist seltener einen Kaiserschnitt möchten, mehr Vertrauen in ihren Körper und ihre Kräfte entwickeln und zusätzlich oft keinen Dammschnitt brauchen.
Die durch Dammschnitte verursachten Wundschmerzen müssen oft mit Hilfe von Sitzbädern und Spülungen noch tage- oder gar wochenlang gelindert werden, während der natürliche Riss meist folgenlos nach wenigen Tagen abgeheilt ist.
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