Erste Hilfe bei Vergiftung durch Haushaltsreiniger

Insbesondere kleine Kinder im Alter bis sechs Jahre versuchen aus Neugierde auch mal Reinigungsmittel, es könnte ja ein leckerer Saft beinhaltet sein. So passieren über 90% der Vergiftungsfälle mit Putzmitteln Zuhause. Bei der Aufnahme der Mittel kommt es zu gefährlichen Verätzungen der Verdauungswege.

Haushaltsreiniger giftig 90% der Vergiftungsfälle mit Putzmitteln passieren zuhause. (Foto by: Mactrunk / Depositphotos)

Schnell-Übersicht

  • Vergiftung erkennen
    Es kommt zu Störungen im Verhalten wie Zittern, Wanken, Teilnahmslosigkeit oder gar Bewusstlosigkeit. Zudem können Erbrechen, Bauchkrämpfe, Schwindel und sogar Atemnot auftreten.
  • Wie leistet man Erste Hilfe bei einer Vergiftung?
    Die betroffene Person sollte zu keinem Zeitpunkt alleine gelassen werden. Unter 144 oder 112 ist unverzüglich Hilfe zu rufen und die Anweisungen zu befolgen. Es ist wichtig ruhig zu bleiben und auch ruhig auf die vergiftete Person einzureden und Mut zu machen. Dabei sollte stets das Bewusstsein und die Atmung kontrolliert werden und im Notfall Wiederbelebungsmaßnahmen  eingeleitet werden.
  • Darf ich eine vergiftete Person zum Erbrechen bringen?
    Nein, unbedingt Maßnahmen wie das „Finger in den Hals stecken“ unterlassen! Es könnte nur zu schlimmeren Schäden führen.
  • Hilft Milch gegen Vergiftungen?
    Nein, auch das Geben von Milch, Wasser und anderen Speisen ist nicht ratsam.
  • Notfälle vermeiden 
    Will man eine solches Szenario vermeiden, müssen giftige Haushaltsmittel vor allem vor Kindern sicher aufbewahrt werden. Schränke gehören dem Alter entsprechend verschlossen und nach Gebrauch wieder weggeräumt.

Wie erkennt man eine Vergiftung durch Haushaltsreiniger?

Das Verhalten des Betroffenen ist ungewöhnlich, Auffälligkeiten wie Zittrigkeit, Gangunsicherheit, Teilnahmslosigkeit, Erregungszustände bis zur Bewusstseinstrübung oder Bewusstlosigkeit machen sich bemerkbar.

Folgende Anzeichen können zudem eintreten:

  • Durchfall, Erbrechen, Übelkeit, Bauchkrämpfe
  • Vermehrter Speichelfluss, schleimiger Schaum vor dem Mund
  • Schwindel, Kopfschmerz
  • Im Mund-, Rachen- und Speiseröhrenbereich sowie im Verdauungstrakt treten Schmerzen auf
  • Unter Umständen Atemnot, Atemstillstand oder Herz-Kreislauf-Stillstand

Was tun bei Vergiftungen durch Haushaltsreiniger?

Es ist unbedingt erforderlich, den Betroffenen nicht allein zu lassen und beruhigend auf den Vergifteten einzuwirken.

Folgende Erste-Hilfe-Maßnahmen sollten angewendet werden:

  • Ist die vergiftete Person ansprechbar, sollte, insbesondere bei einem Kind, versucht werden, Reste der giftigen Substanz aus dem Mund mit den Fingern zu entfernen.
  • Es ist sofort der Notarzt zu rufen (144, Euro-Notruf 112) und zu versuchen so viel wie möglich an Information für ihn bereitzuhalten: Welche Substanz ist es, wie viel wurde von der Substanz aufgenommen und wann, die Symptome sind genau zu beobachten, welches Alter hat der Betroffene und wie schwer ist dieser.
  • Wenn möglich sollten Reste der Substanz und Erbrochenes für den Arzt bereitgehalten werden.
  • Der Betroffene ist beim Erbrechen zu unterstützen, indem man beispielsweise den Kopf hält und beruhigend über den Rücken streicht.
  • Niemals darf eine vergiftete Person zum Erbrechen gebracht werden.
  • Keinesfalls Milch zu trinken geben, auch sonst sollte der Betroffene nichts essen oder trinken.
  • Ist der Betroffene nicht bei Bewusstsein, sollten Puls und Atmung kontrolliert werden, notfalls ist mit Wiederbelebungsmaßnahmen zu beginnen.

Es ist wichtig, bei jedem Verdacht auf eine Vergiftung mit schaumbildenden Substanzen wie Haushaltsreinigern, Spülmitteln oder Waschpulvern den Notarzt sofort zu verständigen.

Weitere Informationen zu Vergiftungen mit Haushaltsreinigern

Erste-Hilfe-Kurse können beim Roten Kreuz absolviert werden, ebenso bekommt man praktische Ratschläge in Büchern oder im Internet. Das Wissen um die richtigen Maßnahmen kann Leben retten.

Erbrechen aufgrund einer Vergiftung Durchfall, Erbrechen und Übelkeit sind typsiche Symptome einer Vergiftung durch Haushaltsreiniger. (Foto by: vadimphoto1@gmail.com / Depositphotos)

  • Haushaltsreiniger und andere chemische Reinigungs- und Waschmittel sollten stets für Kinder unerreichbar aufbewahrt werden, eventuell in einem verschlossenen Schrank.
  • Niemals sollte ein Reinigungsmittel in eine Saft- oder Wasserflasche umgefüllt werden.
  • Wenn man gerade putzt und das Kind in der Nähe spielt, ist darauf zu achten, die Reinigungsmittel nie unbeobachtet zu lassen, beispielsweise wenn man kurz ans Telefon geht.
  • Kinder sollten so früh wie möglich über die Gefährlichkeit bestimmter Chemikalien aufgeklärt werden. Mit Umsicht und Vorsicht lassen sich doch viele gefährliche Vergiftungen mit Haushaltsreinigern verhindern, doch es kann ganz schnell gehen, und das Kind hat etwas zu sich genommen. Dann heißt es Ruhe bewahren und immer den Notarzt zu rufen.

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Autor: FitundGesund Redaktion
Infos zum Autor: Medizinredakteure und Journalisten
Erstellt am: 12.03.2010
Überarbeitet am: 20.04.2020

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