Darmverschluss

Bei Verdacht auf einen Darmverschluss ist schnelles Handeln erforderlich. Mit einem Ileus, wie Mediziner den Darmverschluss nennen, ist nicht zu spaßen. Es handelt sich um eine Akuterkrankung, die unverzüglich in ärztliche Behandlung gehört.

Starke Schmerzen können auf einen Darmverschluss hinweisen. Starke Schmerzen können auf einen Darmverschluss hinweisen. (Foto by: AndrewLozovyi / Depositphotos)

Was ist ein Darmverschluss?

Bei einem Darmverschluss kommt es an einer Stelle des Darms zu einer Blockade oder einer Lähmung.

Die Darmpassage ist dadurch unterbrochen und der Inhalt staut sich. Darmverschlüsse können sich schnell oder über einen längeren Zeitraum von mehreren Wochen oder Monaten entwickeln, beispielsweise durch Tumore, die wachsen und dabei zunehmend auf den Darm drücken. Beim langsamen Prozess entsteht so aus einer Darmverengung (Subileus) nach und nach ein vollständiger Verschluss.

Wie gefährlich ist ein Darmverschluss?

Wenn der Darm den Nahrungsbrei nicht mehr transportieren kann, vermehren sich die Darmbakterien im betroffenen Darmabschnitt innerhalb kürzester Zeit.

Zusätzlich bewirken die aufgestauten Speisereste eine Gasbildung. Daraufhin dehnt sich der Darm aus, was zu Rissen oder Löchern in der Darmwand führen kann. Dadurch steigt das Risiko für eine Bauchfellentzündung mit anschließender Blutvergiftung durch austretenden Darminhalt.

Der akute Darmzustand kann, zusammen mit heftigem Erbrechen, eine starke Dehydrierung bewirken, wodurch möglicherweise ein Kreislaufschock eintritt.

Ursachen für einen Darmverschluss

Beim Darmverschluss gibt es verschiedene Möglichkeiten der Unterteilung. So kann man zum einen nach den Ursachen unterscheiden zwischen:

  • mechanischem Darmverschluss: verursacht durch ein Hindernis
  • funktionellem Darmverschluss: verursacht durch eine Lähmung der Darmmuskulatur

Zum anderen differenziert man nach dem betroffenen Darmbereich in Ileus des Dünndarms und Ileus des Dickdarms.

Ursachen mechanischer Darmverschluss

Ein mechanischer Darmverschluss entsteht etwa zweimal häufiger im Dünndarm als im Dickdarm. Dabei kann der Darm durch ein Hindernis undurchlässig sein.

Als Ursache kommen beispielsweise folgende Erkrankungen bzw. Faktoren infrage:

Als weiterer Auslöser kommen Narben und Verwachsungen, die sich häufig nach Operationen im Bauchraum bilden, in Betracht.

Des Weiteren können chronische Darmerkrankungen zu entzündlichen Veränderungen und Verwachsungen führen und ebenso wie Tumore einen Verschluss verursachen.

Ursachen funktioneller Darmverschluss

Bei einem Darmverschluss kommt es an einer Stelle des Darms zu einer Blockade oder einer Lähmung. Bei einem Darmverschluss kommt es an einer Stelle des Darms zu einer Blockade oder einer Lähmung. (Foto by: Wavebreakmedia / Depositphotos)

Bei einem funktionellen Ileus ist es keine Blockade, die den Durchfluss behindert, es findet schlicht keine Darmbewegung statt. Fast immer ist der Grund dafür eine Lähmung, daher auch der Begriff paralytischer Ileus.

Nur zu einem geringen Anteil ist eine andauernde Verkrampfung (spastischer Ileus) der Darmmuskulatur verursachender Faktor für den Verschluss.

Auslöser eines funktionellen Darmverschlusses können unter anderem akute Entzündungen im Bauchraum wie Gallenblasen- oder Bauchfellentzündungen, Durchblutungsstörungen des Darms, muskuläre oder neurologische Erkrankungen sein.

Zusätzlich können auch Medikamente wie Antidepressiva, Beruhigungsmittel oder Opiate den Darm lähmen. Bei einem spastischen Ileus sind auch giftige Substanzen oder ein starker Wurmbefall als Ursache denkbar.

Vergleichsweise selten sind Strangulationen durch abgeklemmte oder eingeklemmte Darmschlingen ursächlich für den Ileus. Bauchwandbrüche (Hernien) wie beispielsweise ein Leistenbruch (Leistenhernie), sind hierfür die häufigste Ursache. Dreht sich der Darm um die eigene Achse, entsteht auf diese Weise auch ein Strangulationsileus.

Unabhängig davon, was die Ursache der Strangulation ist, handelt es sich um einen medizinischen Notfall. Durch die Strangulation sind die Blutversorgung und der Blutabfluss nicht möglich, was dazu führt, dass die Darmwand bereits nach wenigen Stunden abstirbt.

Symptome und Warnzeichen

Je nach Ursache und Lage des Darmverschlusses variieren die Symptome.

Anfangs sind die Beschwerden häufig noch uncharakteristisch, was die Diagnose erschwert.

Symptome eines Ileus des Dünndarms

Der Ileus des Dünndarms äußert sich durch folgende Symptome:

  • Übelkeit
  • starkes Erbrechen
  • heftige Bauchschmerzen

Als Regel gilt: Je höher der Darmverschluss sitzt, desto eher und heftiger erbricht der Patient.

Symptome eines Ileus des Dickdarms

Der Ileus des Dickdarms hingegen führt erst relativ spät zum Erbrechen. Hier beginnt die Symptomatik schleichender mit Völlegefühl, aufgeblähtem Bauch und Übelkeit. Im späteren Verlauf ist das Erbrechen von Kot nicht ungewöhnlich und ein eindeutiges Merkmal für einen Darmverschluss.

Symptome funktioneller oder paralytischer Darmverschluss

Ein funktioneller oder paralytischer Darmverschluss verursacht zu Beginn einen Dauerschmerz, der stetig zunimmt. Der zunächst weiche Bauch bläht auf und entwickelt sich zu einem harten, angespannten Trommelbauch, der auch auf eine bedrohliche Bauchfellentzündung hinweisen kann.

Hinzu kommen Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen.

Symptome mechanischer Darmverschluss

Im Gegensatz zum paralytischen Ileus verursacht der mechanische Darmverschluss heftige, kolikartige Bauchschmerzen, die in Wellen kommen und gehen. Da die Darmgase nicht entweichen können, ist ein aufgeblähter Bauch auch für den mechanischen Darmverschluss ein typisches Symptom.

Darmverschluss bei Babys und Kindern

Ein Darmverschluss kann auch bei Kindern auftreten. Ein Darmverschluss kann auch bei Kindern auftreten. (Foto by: HannaNes / Depositphotos)

Schon die Jüngsten können einen Darmverschluss erleiden. Die Ursachen unterscheiden sich jedoch von denen Erwachsener.

Bei Neugeborenen sind es beispielsweise angeborene Fehlbildungen oder Stoffwechselstörungen, die den Ileus verursachen. Auch das sogenannte Kindspech, der erste Stuhl, kann bei ungünstiger Konsistenz einen Verschluss verursachen.

Bei Säuglingen und Kleinkindern passiert es manchmal, dass sich ein Darmanteil in einen anderen stülpt. Dieses, unter dem Begriff Invagination bekannte Phänomen, tritt dabei aus völliger Gesundheit heraus auf und ist von heftigen Schmerzen begleitet. Bei der körperlichen Untersuchung ist das Invaginat eventuell als walzenförmige Raumforderung zu ertasten. Der Befund wird in der Regel durch eine Ultraschalluntersuchung bestätigt. Gelegentlich gelingt es, den Darm mithilfe eines Einlaufes zu entstülpen. Anderenfalls ist eine Operation erforderlich.

Untersuchung und Diagnose

  • Anamnesegespräch: Die Diagnosestellung beim Darmverschluss beginnt wie bei allen Erkrankungen mit Fragen nach dem Allgemeinbefinden, Art und Sitz der Schmerzen sowie nach Vorerkrankungen, bisher erfolgten Operationen und anderen eventuellen Risikofaktoren. Diese liefern dem Arzt erste wichtige Informationen.
  • Bestimmung der Körperparameter: Dazu zählen Blutdruck, Körpertemperatur sowie Blutwerte.
  • Körperlichen Untersuchung: Manchmal tauchen schon beim Abtasten und Abhören des Bauches typische Befunde auf, die einen Darmverschluss vermuten lassen. Fehlende Darmgeräusche sind zum Beispiel typisch für einen paralytischen Ileus, fast schon maschinenartige Geräusche hingegen weisen eher auf einen mechanischen Ileus hin.
  • Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen: Diese bildgebenden Verfahren sowie computertomografische Aufnahmen unterstützen die Diagnostik.

Behandlung und Therapie

Wenngleich jeder Darmverschluss eine sofortige medizinische Versorgung erfordert, ist nicht in jedem Fall eine Operation erforderlich.

Üblicherweise erhält ein Patient mit Darmverschluss durch die Nase oder den Mund eine Sonde, über die unter Sog der aufgestaute Darminhalt abfließen kann. Dadurch lässt sich eine weitere Dehnung des Darms vermeiden.

Zusätzlich erhält der Patient Infusionen, um den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust auszugleichen. Über einen Blasenkatheter erfolgt die Ableitung des Harns, da spontanes Urinieren mit einem Ileus meistens nicht möglich ist.

Behandlung eines paralytischen Darmverschlusses

Bei einem paralytischen Darmverschluss liegt der Fokus der Therapie auf der zugrunde liegenden Erkrankung. Wurde die Darmlähmung beispielsweise durch Arzneimittel ausgelöst, kann eine Verbesserung eventuell bereits durch das Absetzen der verursachenden Wirkstoffe eintreten.

Um die Darmtätigkeit wieder anzuregen, erhält der Betroffene Medikamente, die den Darm stimulieren und die Peristaltik anregen.

Zusätzliche Einläufe unterstützen den Versuch, die natürliche Darmentleerung wieder zu ermöglichen. Wenn der paralytische Darmverschluss allerdings nur als Folge eines mechanischen Verschlusses durch ein Hindernis aufgetreten ist, wird dieses zunächst operativ entfernt. Durch die Beseitigung der Blockade kommt auch der Darm wieder in Bewegung.

Behandlung eines mechanischen Darmverschlusses

Die Behandlung eines mechanischen Darmverschlusses erfolgt in der Regel durch eine Operation. Der Operateur entfernt das Hindernis, das die Blockade verursacht, indem er Verdrehungen und Verwachsungen löst und Hindernisse wie Tumore, Fremdkörper oder Narbengewebe entfernt. Sofern bereits Segmente der Darmwand abgestorben oder schwer geschädigt sind, entfernt der operierende Arzt sie ebenfalls.

Gelegentlich ist es erforderlich, übergangsweise einen künstlichen Darmausgang (Stoma) anzulegen, damit sich der Darm regenerieren kann. In der Regel kann das Stoma zurückverlegt werden, sobald die Verdauung wieder komplikationslos funktioniert.

Richtige Ernährung bei und nach einem Darmverschluss

Patienten mit Verdacht auf einen Darmverschluss müssen auf jegliche Nahrungsaufnahme verzichten. Auch nach der Operation dauert es einige Zeit, bis der Darm wieder belastbar und voll funktionstüchtig ist.

Darum erhält der Betroffene nach dem Eingriff zunächst nur Infusionen, um den Körper mit Flüssigkeit und Nährstoffen zu versorgen. Danach wird der Darm mit Tee und leicht verdaulichen, ballaststoffarmen Speisen behutsam wieder an Nahrung gewöhnt. Anschließend gilt es, dem Darm nicht zu viel zuzumuten, bis sich die Verdauung wieder normalisiert hat.

Hilfreich dabei sind:

  • kleine Portionen
  • der Verzicht auf Nüsse, Körner, Kerne und Samen
  • das schrittweise Herantasten an die gewohnte Kost

Wie kann einem Darmverschluss vorgebeugt werden?

Eine gesunde, ballaststoffreiche Ernährung wirkt sich positiv auf die Verdauung aus. Eine gesunde, ballaststoffreiche Ernährung wirkt sich positiv auf die Verdauung aus. (Foto by: lunamarina / Depositphotos)

Die Möglichkeiten, einem Darmverschluss vorzubeugen, sind begrenzt. Um den Darm zu unterstützen, ist es empfehlenswert, auf eine regelmäßige Verdauung zu achten.

Bewährt hat sich hierfür eine ballaststoffreiche Ernährung mit Vollkornprodukten und reichlich Gemüse und Obst. Ausreichend trinken und regelmäßige Bewegung regen die Darmtätigkeit und den Stoffwechsel an.

Nicht zu unterschätzen ist auch die Wirkung von Stressabbau. Entspannungstechniken sind nicht nur gut für die Psyche, sie fördern gleichermaßen das körperliche Wohlbefinden, auch der Darm profitiert davon.

 


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ICD-10: K56 mehr Infos


Autor: FitundGesund Redaktion
Infos zum Autor: Medizinredakteure und Journalisten
Erstellt am: 27.08.2019
Überarbeitet am: 07.08.2020

Quellen:

Informationsseite der Klinik Hallerwiese: www.klinik-hallerwiese.de (Abruf: 31.7.2019)

Medizinportal Dr. Gumpert: www.dr-gumpert.de (Abruf: 31.7.2019)

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