Schnell-Übersicht
- Was ist eine Refluxösophagitis: Dabei kommt es zu einem Rückfluss von Magensaft in die Speiseröhre.
- Symptome: Häufige Symptome sind Sodbrennen, Schmerzen in der Brust, Schluckbeschwerden und Heiserkeit.
- Ursache: Möglich ist eine eingeschränkte Funktion des Schließmechanismus der Speiseröhre oder ein zu hoher Ausstoß an Magensäure.
- Behandlung: Genussmittel wie Kaffee, Zigaretten und Alkohol müssen reduziert werden. Wichtig ist auch eine eigene Ernährung, die Zitrusfrüchte, Fett, starke Gewürze und Kohlensäure ausschließt.
- Weitere Komplikationen: In manchen Fällen kommt es auch zu chronischem Husten, Zahnerosionen, Asthma und einer Entzündung des Kehlkopfes
- Vorbeugung: Wichtig ist hier vor allem eine ausgewogene Ernährung.
Inhaltsverzeichnis
- Allgemeines zur Speiseröhre
- Was ist Refluxösophagitis?
- Häufigkeit
- Dauer und Verlauf
- Symptome einer Refluxösophagitis
- Mögliche Ursachen
- Risikofaktoren
- Stadien und Grade einer Refluxösophagitis
- Untersuchungen und Diagnose
- Refluxösophagitis in der Schwangerschaft
- Refluxösophagitis bei Säuglingen und Kindern
- Behandlung und Therapie
- Mögliche Komplikationen
- Mögliche Prävention
Allgemeines zur Speiseröhre
Der Ösophagus ist die Speiseröhre des Menschen und ist für den Transport des Speisebreis vom Rachen bis zum Magen verantwortlich.
Der Transport erfolgt durch ringförmige Muskelkontraktionen, die auch als Peristaltik bezeichnet wird. Normalerweise ist diese Kontraktion magenwärts gerichtet.
Die Speiseröhre eines Erwachsenen ist etwa 25-30 Zentimeter lang und verläuft schlauchförmig hinter der Luftröhre. Weiter unterhalb durchbohrt der Ösophagus das Zwerchfell und mündet letztlich im Magen.
Die Speiseröhre verfügt über drei Engstellen. Die erste Engstelle liegt auf Höhe des Kehlkopfes. Sie hat einen Durchmesser von nur 14 Millimeter und ist somit die schmalste Stelle im gesamten Magen-Darm-Trakt. Die weiteren Engstellen liegen auf Höhe des Hauptschlagaderbogens und beim Durchtritt des Zwerchfells.
Die Speiseröhre hat, wie alle Organe des Magen-Darm-Systems, charakteristische Wandschichten. An den inneren Wandschichten des Organs liegen mit einer Schleimhaut ausgekleidete Längsfalten.
Tritt Nahrung in den Ösophagus ein, driften die Längsfalten auseinander und der Speisebrei wird durch die Peristaltik Richtung Magen transportiert. Dabei öffnet sich die Speiseröhre auf Höhe des Zwerchfells und des Magens. An dieser Stelle sitzt eine Verschlussvorrichtung, auch Sphinkter genannt. Diese Vorrichtung setzt sich aus Muskelschlaufen des Zwerchfells, der Ösophagusschleimhaut und Venen zusammen und verhindert einen Rückfluss des Speisebreis vom Magen in den Ösophagus.
Was ist Refluxösophagitis?
Eine Refluxösophagitis stellt eine Unterform der gastroösophagealen Refluxkrankheit dar. Sie geht mit einer Entzündung der Speiseröhre und deren Schleimhautveränderungen einher, die sowohl durch endoskopische als auch durch histologische Verfahren sichtbar gemacht werden kann.
Das Krankheitsbild ist auch unter dem gebräuchlichen Begriff Sodbrennen bekannt.
In Anlehnung an die englische Bezeichnung wird in der Medizin häufig das Kürzel GERD verwendet.
Grundsätzlich wird zwischen der sogenannten ERD und NERD unterschieden:
- ERD steht für erosive gastroösophageale Refluxkrankheit
- das Kürzel NERD beschreibt die nicht-erosive gastroösophageale Refluxkrankheit
Im Gegensatz zu ERD sind bei einer NERD demnach keine sichtbaren Veränderungen an den Schleimhäuten des Ösophagus nachweisbar. Nicht einmal 50 Prozent der Patienten, die Symptome einer Refluxösophagitis aufweisen, haben sichtbare Läsionen an der Speiseröhrenschleimhaut. Die Symptome und der Krankheitsverlauf sind jedoch nahezu identisch.
Im Klassifikationsschema ICD-10 ist die Refluxkrankheit unter dem Kürzel K21.9 gelistet. Die Refluxösophagitis trägt die Bezeichnung K21.0.
Charakteristisch für dieses Krankheitsbild ist der Rückfluss von Magensäure zurück in die Speiseröhre bis hin zum Mundraum und damit einhergehenden Symptomen.
Häufigkeit
Vor allem in den Industrienationen ist die Refluxösophagitis eine häufig auftretende Erkrankung. Etwa 15 Prozent der Bevölkerung sind kurz, mittel- oder langfristig davon betroffen. Die Inzidenz steigt stetig.
Aufgrund der hohen Prävalenz erfordert die Refluxösophagitis große finanzielle Aufwendungen im Gesundheitssystem. Diese sind durch Ausgaben für die Diagnostik, Medikamente und Langzeittherapien zu erklären.
Dauer und Verlauf
Die Dauer und der Verlauf der Refluxösophagitis sind abhängig von vielen Faktoren wie:
- Allgemeinzustand
- Art der Therapie
- Schweregrad der Erkrankung
Während einige Patienten nach kurzer Zeit genesen, kann die Erkrankung bei anderen Betroffenen chronisch verlaufen.
Symptome einer Refluxösophagitis
Das häufigste und charakteristischste Symptom der Refluxkrankheit ist Sodbrennen. Sodbrennen tritt vor allem nach der Einnahme von Speisen auf, da der Magen während des Essens nicht nur Nahrung sondern auch Luft aufnimmt.
In der Folge dehnt sich der Schließmuskel zwischen Speiseröhre und Magen. Dabei kann Magensäure nach oben steigen und zu dem typischen brennenden Druckschmerz führen.
Die Symptome müssen jedoch nicht mahlzeitenabhängig auftreten. Typischerweise können sie auch nachts auftreten, wenn durch die liegende Position der Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre begünstigt ist.
Weitere Symptome von Refluxösophagitis sind:
- Schluckbeschwerden
- häufiges Räuspern
- eiserkeit
- Engegefühl am Brustbein
- Druckgefühl im Bauchraum
- Aufstoßen von Luft und Magensäure
- Luftnot
Mögliche Ursachen
Grundsätzlich kommen drei unterschiedliche Ursachen für die Entstehung einer Refluxösophagitis in Betracht.
- Der Schließmechanismus, der die Speiseröhre vom Magen trennt, ist in seiner Funktion eingeschränkt.
- Die Kontraktionsfähigkeit der Speiseröhre kann einen zu hohen Ausstoß an Magensäure nicht bewältigen.
- Der Ösophagus ist in seiner Funktion bereits eingeschränkt und kann daher einen zu hohen Magensäure-Ausstoß nicht bewältigen.
Risikofaktoren
Neben den oben aufgeführten Ursachen gibt es bestimmte Risikofaktoren, die das Auftreten der Erkrankung begünstigen.
Prädestiniert für die Ausbildung einer ERD sind Menschen die Alkohol und/oder Nikotin konsumieren, einen hohen BMI haben, männlich sind und eine Helicobator pylori-Negativität aufweisen.
Bei Helicobacter pylori handelt es sich um eine bestimmte Art von Bakterien, die sich in der Magenschleimhaut ansiedeln können. In vielen Fällen verläuft eine solche Besiedlung völlig symptomlos und beschwerdefrei. Nichtsdestotrotz kann das Bakterium zu Komplikationen führen und Magengeschwüre begünstigen.
Darüberhinaus ist die Hiatushernie, ein Bruch des Zwerchfells, ein Risikofaktor für die Ausbildung einer ERD.
Die Risikofaktoren für eine NERD unterscheiden sich deutlich von denen einer ERD. Prädestinierende Faktoren der nicht-erosiven Refluxkrankheit sind das weibliche Geschlecht, eine Helicobacter pylori-Infektion, ein junges Lebensalter sowie ein niedriger BMI und das Fehlen eine Hiatushernie.
Grundsätzlich nehmen Patienten, die eine Refluxösophagitis entwickeln, häufig Medikamente ein und konsumieren reizende Substanzen wie Kaffee, Nikotin, starke Gewürze, Alkohol oder Pfefferminz.
Stadien und Grade einer Refluxösophagitis
Die Refluxösophagitis kann in vier unterschiedliche Grade eingeteilt werden. Das sogenannte Los-Angeles-Klassifikationsschema bezieht sich zur Beurteilung des jeweiligen Krankheitsstadiums auf die endoskopisch messbare Läsionsausprägung.
Refluxösophagitis Grad A
Eine oder auch mehrere Läsionen an der Schleimhaut der Speiseröhre sind messbar. Ihr Durchmesser liegt unter 0,5 Zentimeter.
Refluxösophagitis Grad B
Eine oder auch mehrere Läsionen an der Schleimhaut der Speiseröhre sind messbar. Die Länge mindestens einer Läsion liegt über 0,5 Zentimeter. Die Läsionen durchlaufen noch nicht mehrere Längsfalten der Speiseröhre.
Refluxösophagitis Grad C
Die Läsionen verlaufen über mehrere Mukosafalten hinweg. Jedoch bestehen noch keine zirkulären Defekte.
Refluxösophagitis Grad D
Es haben sich zirkuläre Effekte ergeben.
Untersuchungen und Diagnose
Für die sichere Diagnose der gastroösophagealen Refluxkrankheit ist grundsätzlich eine sorgfältige Anamnese angezeigt.
Außerdem wird zur Identifizierung einer GERD eine Endoskopie durchgeführt.
Die nicht-erosive gastroösophageale Refluxkrankheit kann mit Hilfe einer pH-Metrie diagnostiziert werden.
Da die Diagnostik sehr aufwendig ist, wird häufig eine gründliche Anamnese als einziges Diagnostikmittel verwendet. Daraufhin wird die Therapie eingeleitet. Jedoch können weder ein positives noch ein negatives Ansprechen auf die Therapie die Diagnose sichern.
Refluxösophagitis in der Schwangerschaft
Ein Reflux während der Schwangerschaft tritt sehr häufig auf. Dies ist physiologisch leicht erklärt. Zum Einen steigt der Druck auf den Magen an, zum Anderen kommt es zu einer Erweichung des Speiseröhrenschließmuskels aufgrund der schwangerschaftsbedingten Hormonveränderung.
Um die Beschwerden möglichst gering zu halten, empfiehlt sich in der Schwangerschaft der regelmäßige Konsum von Ingwer-Tee. Dieser konnte nachweislich das Risiko von Schwangerschaftsübelkeit und Erbrechen senken.
Die Refluxkrankheit ist häufig nach der Schwangerschaft ausgestanden.
Refluxösophagitis bei Säuglingen und Kindern
Ein Reflux im Kindesalter ist nicht selten. Vor allem Säuglinge sind davon betroffen. Fast jeder Säugling ist kurzfristig von einem Säureruckfluss des Magensaftes zurück in die Speiseröhre betroffen.
Häufig tritt dies direkt nach der Mahlzeitengabe auf.
Üblicherweise ist ein Reflux nach dem 6. Lebensmonat bzw. 7. Lebensmonat durchgestanden.
Zur Behandlung kommen regelmäßiges Aufstoßen lassen und hypoallergene Anfangsnahrungen in Betracht.
Bei Kleinkindern die an der Refluxkrankheit neigen ist die Erkrankung in der Regel nach 18 Lebensmonaten ausgestanden.
Eine GERD liegt erst vor, wenn der Reflux über das Kindesalter hinweg bestehen bleibt.
Behandlung und Therapie
Das grundlegende Ziel der Behandlung des Krankheitsbildes ist es, die negativen Auswirkungen übermäßiger Magensäure zu mindern bzw. komplett zu vermeiden.
In erster Linie wird versucht Lebens- und Ernährungstilfaktoren, die das Auftreten und den Verlauf der Erkrankung begünstigen, zu vermeiden:
- Dazu wird den Betroffenen empfohlen, den Konsum von Genussmitteln wie Kaffee, Zigaretten und Alkohol drastisch zu reduzieren, wenn möglich komplett einzustellen.
- Weiterhin sollten sehr fettreiche und stark gewürzte Speisen gemieden werden.
- Zusätzlich sollten zitrushaltige Getränke und Kohlensäure gemieden werden, da diese die Schleimhaut der Speiseröhre zusätzlich reizen können.
- Der Abstand zwischen der letzten Mahlzeit und dem zu Bett gehen sollte möglichst groß sein. Im Liegen ist der Fluss von Magensäure zurück in die Speiseröhre begünstigt, was die Symptomatik verschlechtert. Fettreiche Speisen regen die Produktion von Magensäure zunehmend an, weshalb darauf geachtet werden sollte, vier Stunden vor dem zu Bett gehen auf fettreiche Nahrungsmittel zu verzichten. Grundsätzlich ist es empfehlenswert, den Oberkörper beim Schlafen höher zu lagern.
Medikamente
Bezüglich der medikamentösen Behandlung kommen Pharmazeutika wie Antazidum in Betracht. Antazidium neutralisiert die Magensäure und ist das Mittel der Wahl in der kurzfristigen Therapie. Für eine Langzeittherapie ist es jedoch ungeeignet, da Antazidium die Produktion von Magensäure fördert.
Zur langfristigen Behandlung werden die Medikamente Omeprazol, Pantoprazol, Esomeprazol, Lansoprazol und Rabeprazol eingesetzt. Diese Substanzen werden als sogenannte Protonenpumpemhemmer, kurz PPI, bezeichnet. Sie inhibieren die Bildung von Magensäure in den Belegzellen des Organs. Sie werden in Form von Tabletten oder Kapseln verschrieben.
Operation
In wenigen Fällen muss eine Refluxösophagitis operativ behandelt werden. Dies ist insbesondere dann induziert, wenn der Patient eine Stenose aufweist. In der Regel kann eine Operation minimalinvasiv mit Hilfe eines optischen Instruments durchgeführt werden.
Kaugummi kauen
Jüngere Studienergebnisse weisen auf eine positive Wirkung regelmäßigen Kaugummikauens hin. Dadurch wird die Speichelproduktion angeregt. In der Folge kann die Magensäure schneller aus der Speiseröhre zurück in den Magen fließen.
Die Wirksamkeit dieser Therapie muss jedoch in weiteren Studien wissenschaftlich getestet werden.
Naturheilkunde
Weiterhin sind naturheilkundliche Therapieverfahren bei dieser Erkrankung möglich.
Dazu zählt zum Beispiel eine Darmsanierung. Außerdem kommen homöopathische Mittel, Schüßler Salze und die Anwendung von Ohrakupunktur sowie Osteopathie in Frage.
Zur Behandlung der Refluxkrankheit werden derzeit die Schüßler Salze Nummer 1, 7, 8 und 9 empfohlen. Die Wirksamkeit dieser alternativen Methoden ist bisher jedoch nicht wissenschaftlich fundiert.
Hausmittel zur Behandlung einer Refluxösophagitis
Grundsätzlich sind auch einige Hausmittel zur Besserung der Reflux-Symptome zu empfehlen. Kräutertees aus Kamille oder Malve können die Schleimhautreizung mindern.
Einige Patienten berichten über eine Besserung der Symptome nach Heilerde-Einnahme. Heilerde ist in Reformhäusern und Drogeriemärkten erhältlich.
Mögliche Komplikationen
Die Refluxösophagitis kann zu unterschiedlichen Komplikationen führen. Diese Komplikationen können sich sowohl im Organ selbst, als auch außerhalb des Ösophagus manifestieren.
Komplikationen innerhalb des Organs
Zu intraösophagealen Komplikationen zählen Stenosen, Blutungen und ein sogenanntes Barrett. Die Blutungen innerhalb der Speiseröhre können in der Folge zu einer Eisenmangelanämie führen. Unter einem Barrett wird die Umwandlung des Epithels der Speiseröhre verstanden. In seltenen Fällen kann ein Barrett zu einem Ösophaguskarzinom führen. Patienten, die ein Barrett aufweisen, sollten sich daher in regelmäßigen Abständen ärztlich untersuchen lassen.
Komplikationen außerhalb des Organs
Komplikationen außerhalb des Organs sind:
- chronischer Husten
- Zahnerosionen
- Asthma
- eine Entzündung des Kehlkopfes.
Erosionen am Zahnfleisch treten gehäuft bei behinderten Menschen und Kindern auf. Diese Personengruppen sollten sich daher in regelmäßigen zeitlichen Abständen zahnärztlich untersuchen lassen.
Diskutiert wird zudem eine mögliche Verbindung zu weiteren Krankheitsbildern wie Entzündungen des Rachens, Entzündungen der Nasennebenhöhlen, einer Lungenfibrose und immer wiederkehrenden Mittelohrentzündungen.
Mögliche Prävention
Da sowohl ein hoher BMI als auch ein niedriger BMI das Auftreten einer Refluxösophagitis begünstigen kann, ist es zur Prävention der Erkrankung empfehlenswert, starkes Über- bzw. Untergewicht zu vermeiden. Dazu sollte eine ausgewogene Ernährung mit einer ausreichenden Zufuhr an Mikro- und Makronährstoffen sowie regelmäßige Bewegung in den Alltag integriert werden.
Darüberhinaus scheinen einige Genussmittel wie Kaffee, bestimmte Teesorten wie Pfefferminz, sowie Alkohol- und Nikotinkonsum einen Risikofaktor darzustellen. Daher sollten diese Substanzen nur in Maßen genossen werden.
Einige Menschen neigen zu Mundtrockenheit und geringer Speichelbildung. Eine ausreichende Speichelproduktion ist jedoch zum Schutz der Speiseröhre durch die Magensäure äußert wichtig. Um schmerzhaften Refluxbeschwerden vorzubeugen, sollte daher auf eine ausreichende Trinkmenge geachtet werden. Die Speichelproduktion kann zusätzlich durch Kaugummikauen angeregt werden. Um eine mögliche Schädigungen des Zahnapparates zu vermeiden, sollten zuckerfreie Kaugummis verwendet werden.
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