Hilfe bei der Arztsuche

Manches Mal passiert es, dass man weiter weg zieht und sich in der neuen Umgebung auch neue Ärzte/Ärztinnen suchen muss. Oder ein alt bekannte/r Arzt/Ärztin geht in Pension und man ist verunsichert, ob die Nachfolge nun so gute Diagnosen stellt wie man es gewohnt ist. Das kann viele Leute verunsichern.

Hilfe bei der Arztsuche Die richtige Wahl ist stark abhängig von einem emotionalen Faktor und persönlichen Erfahrungen. (Foto by: stokkete / Depositphotos)

Dr. Right? So findet man den richtigen Arzt

Dr. Google ist hierzulande sehr gefragt: Mehr als 80 Prozent der ÖsterreicherInnen informieren sich mittlerweile online zu diversen Gesundheitsthemen. 40 Prozent davon suchen bei Beschwerden nach geeigneten Ärzten im World Wide Web.

Doch nach welchen Kriterien wählt man „den Richtigen“ oder „die Richtige“ aus? Und was sollte man beim Ärzte-Check abseits der Datenautobahn beachten? Wann man zu welchem Arzt gehen sollte, welche Kriterien bei der Wahl des Arztes wirklich zählen und warum der Leitspruch „Erfahrung macht den Meister“ dabei oftmals nicht stimmt, erklärt der renommierte Wiener Unfall- und Sportchirurg Dr. Roman Ostermann anhand von fünf Schritten. 

Schritt 1: Problem identifizieren

Bevor man sich überhaupt auf die Suche begibt, gilt es folgende Fragen zu klären: Welchen Arzt suche ich eigentlich? Ab wann ist der Besuch beim Hausarzt ausreichend und für welche Beschwerden braucht es einen Spezialisten? Dr. Ostermann dazu: „Wer unter geringfügigen Beschwerden wie Halsschmerzen, Schnupfenoder leichten Gliederschmerzen leidet, sollte nach Möglichkeit zuerst einen Hausarzt aufsuchen.

Auch bei länger bestehenden Beschwerden oder diversen chronischen Erkrankungen ist er die richtige Adresse und kann nach Bedarf an einen Facharzt beziehungsweise an ein Krankenaus weiterleiten. Leidet man an spezifischen Schmerzen, beispielsweise am Bewegungsapparat, sollte der Weg zum Facharzt führen.“

Schritt 2: Empfehlungen einholen

„Die Qualität einer ärztlichen Dienstleistung kann nicht mit dem Kauf von beispielsweise einem Autoreifen gleichgesetzt werden, bei dem man sich vorher anhand von Produktbeschreibungen informieren kann. Patienten können sich bei der Wahl eines Arztes nur auf persönliche Erfahrungen und Empfehlungen stützen – auch der emotionale Faktor kann die Entscheidung beeinflussen“, erklärt der Wiener Unfallchirurg und empfiehlt nach folgendem Schema vorzugehen:

  1. Persönliche Empfehlungen einholen
    Als Erstes kann es hilfreich sein, sich im Freundes- und Bekanntenkreis umzuhören. Jedoch sollte man im Hintergedanken haben, dass emotionale Faktoren bei Empfehlungen eine Rolle spielen und diese auch hinterfragt werden sollten. Nicht jeder hat die gleichen Ansprüche. „Am besten, man holt sich zwei bis drei Empfehlungen von Familienmitgliedern oder Bekannten ein, die mit denselben oder ähnlichen Beschwerden einen Arzt konsultiert haben. Im weiteren Schritt werden die Qualitäten der Ärzte im Internet recherchiert.“  
     
  2. Bewertungen bei Dr. Google abrufen
    Auf Ärzte-Bewertungsportalen, können die Empfehlungen auf Herz und Nieren geprüft werden. Dr. Ostermann rät dabei zur Vorsicht: „Die Recherche auf solchen Plattformen ist grundsätzlich verständlich, allerdings ist der Wert kritisch zu hinterfragen. Aufgrund der Anonymität der User sind Kommentare nicht überprüfbar und darüber hinaus sind sie in Bezug auf die Qualität des Arztes wenig aussagekräftig. Die medizinische Leistung kann dadurch schwer beurteilt werden.“ Der Experte gibt einen Tipp: „Bei Unsicherheiten sollte man den Lebenslauf des Arztes genauer unter die Lupe nehmen und sich die Stationen, wissenschaftliche Tätigkeiten und Spezialisierungen genauer ansehen.“

Schritt 3: Ärzte daten

Haben die Qualifikationen überzeugt, steht das erste Treffen auf der Agenda. Dr. Ostermann rät, sich darauf vorzubereiten: „Das Optimum wäre, wenn man sich vorab die Zeit nimmt und sich selbst eine Liste mit Fragen zurechtlegt - diese kann bei der Wahl des richtigen Arztes hilfreich sein.“ 

Auf folgende Kriterien sollte man achten:

  • Nimmt der Arzt mich und meine Anliegen ernst?
  • Erhalte ich eine verständliche und neutrale Aufklärung, Information und Beratung?
  • Bezieht mich der Arzt in alle Entscheidungen bezüglich meiner Gesundheit ein?
  • Werde ich vom Arzt freundlich und respektvoll behandelt?
  • Nimmt sich der Arzt genügend Zeit für meine Anliegen?
  • Akzeptiert der Arzt, dass ich im Zweifelsfall eine zweite Meinung einholen möchte?
  • Wie gut ist der Arzt vernetzt – kann er mir einen Spezialisten weiterempfehlen, wenn die Diagnose nicht in seiner Expertise liegt?

Schritt 4: Check der Arztpraxis

Arztpraxis Wichtig ist auch ein freundlicher Umgang am Emfpang und eine beruhigende Atmosphäre im Wartezimmer. (Foto by: lisafx / Depositphotos)

Der Arzt ist ganz klar das wichtigste Kriterium in einer Praxis. Ein Blick auf das Rundherum lohnt sich dennoch. Ein Arzt kann noch so gut sein  wenn die Leistungen seiner Mitarbeiter und das Ambiente nicht stimmen, wird man sich bei ihm nicht wohlfühlen. Für Dr. Roman Ostermann sind die Praxis und ihre Mitarbeiter per se entscheidend bei der Wahl des Arztes.

„Mit den Ordinationsmitarbeitern hat man immer wieder Kontakt. Ob am Telefon, beim Empfang, bei Laboruntersuchungen oder bei der transparenten Erklärung von Zusatzleistungen – je mehr organisatorische Dinge die Mitarbeiter den Patienten abnehmen können, desto mehr hat dieser Zeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Seine Gesundheit.“

Schritt 5: Die Chemie muss stimmen

„Die Suche nach dem perfekten Arzt ist ein Marathon und kein 100 Meter-Sprint“, meint Dr. Roman Ostermann. „Der Patient möchte im besten Fall eine langfristige Beziehung zum Arzt aufbauen. Hierbei spielen natürlich die subjektiven Erwartungshaltungen der Patienten eine Rolle. Es werden nämlich nicht nur die fachlichen Kompetenzen bewertet, auch emotionale Faktoren sind enorm wichtig.“ Die oben genannten Kriterien können daher wichtige Anhaltspunkte bei der Wahl eines Arztes geben. Wichtig für die eigene Gesundheit ist jedoch vorrangig das persönliche Gefühl und dass man dem Arzt vertrauen kann.

Hilfe bei der Arztsuche Im Rahmen seiner wissenschaftlichen Tätigkeit entwickelt Dr. Ostermann auch neue Operationsmethoden. (Foto by: Roman C. Ostermann)

Über Dr. med. univ. Roman C. Ostermann:

Dr. Roman C. Ostermann ist Facharzt für Unfallchirurgie, Sportarzt und zudem Teamarzt des FK Austria Wien, der Danube Dragons und der DC Vienna Timberwolves. Neben seiner Privat- und Wahlarztordination in dem Kompetenzzentrum für Sport- und Gelenksverletzungen „Die Praxis“ ist er seit 2017 als Oberarzt an der 2. Orthopädischen Abteilung im Herz Jesu Krankenhaus Wien tätig. Der fachliche Schwerpunkt liegt vorwiegend in der Schulter- und Kniechirurgie sowie der arthroskopischen und minimal invasiven Behandlung von Sport- und Gelenksverletzungen. Im Rahmen seiner wissenschaftlichen Tätigkeit entwickelt Dr. Ostermann auch neue Operationsmethoden, darunter die bereits etablierte Labral BridgeMethod.


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Autor: OA Dr.med.univ. Roman C. Ostermann
Infos zum Autor: Dr. Roman C. Ostermann ist Facharzt für Unfallchirurgie, Sportarzt und zudem Teamarzt des FK Austria
Erstellt am: 03.03.2020
Überarbeitet am: 26.12.2020

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