FitundGesund.at: Wie beginnt man überhaupt, nachdem man sich entschließt eine solche Aufgabe in Angriff zu nehmen?
Thomas Hammermeister: Die Idee, vielleicht irgendwann einmal einen Ironman zu laufen, spukte schon sehr lange in meinem Hinterkopf herum. Auf meinem Weg dahin habe ich dann vier Phasen durchlaufen. In Phase 1 wollte ich erst einmal im Kleinen herausfinden, ob mir so eine Herausforderung wirklich Spaß macht: Ich lief also einen ersten Halbmarathon. Auch wenn es auf der Strecke durchaus eine kleine Qual war, war der Zieleinlauf so ein tolles Erlebnis, dass ich mir gesagt habe: „Ja, das war es wert und ich will mehr davon.“
Mein Entschluss stand also fest und nun ging es an die Planung – Phase 2. Ich machte mich zu ganz verschiedenen Fragen schlau: Was brauche ich alles, um einen Ironman zu bestehen? Wie fit bin ich jetzt, wie fit muss ich werden? Was bedeutet das an Trainingsaufwand? Wie könnte mein Trainingsplan aussehen? Dafür habe ich Bücher gewälzt, Leistungstests gemacht, mich mit Gleichgesinnten beraten und so weiter.
Den Beginn der Phase 3 markierte, dass ich ernsthaft ins Training einstieg: Ich schaffte Routinen, eröffnete Zeitfenster, legte mir das nötige Equipment zu, reflektierte regelmäßig über meinen mentalen und körperlichen Zustand.
Und für die Phase 4 der Vorbereitung schnitt ich mir dann den Ironman „in Scheiben“. Das hieß, ich lief zunächst einmal einen Marathon und dann einige halbe Ironmänner :-), bevor ich mich dann zum ersten mal an ein volles Rennen traute.
FitundGesund.at: Wie sah es mit der Unterstützung aus? Haben Freunde und Familie es Ihnen zugetraut, oder sogar versucht auszureden?
Thomas Hammermeister: Zugetraut haben mir es viele nicht. Manche können es bis heute nicht verstehen, wie ich so etwas durchziehen kann. Aber ich habe glücklicherweise auch Unterstützer – an vorderster Stelle meine Frau: Sie hält mir nicht nur den Rücken frei, damit ich die Zeit zum Trainieren habe, sondern sie begleitet mich auf viele meiner Reisen zu den Veranstaltungen. In meinen Augen ist diese liebevolle und zuverlässige Unterstützung durch einen Partner ein ganz wichtiger Baustein, um eine solche Herausforderung überhaupt schaffen zu können.
FitundGesund.at: Hatten Sie jemals Momente des Selbstzweifels?
Thomas Hammermeister: Oh ja. Diese Momente erlebe ich sogar in zwei Situationen regelmäßig:
Die erste Situation ist, wenn ich durch das intensive Training kurz vor einem Ironman gehe. Wenn Sie erst einmal etliche Stunden Training bereits hinter sich haben und dann auch noch für drei Stunden aufs Rad steigen sollen: Da beschleichen Sie schon Zweifel, ob Sie sich das wirklich antun sollen. Das Einzige, was dagegen hilft, ist ein sehr starkes Warum: Ich weiß, ich will das schaffen. Dieses Warum jagt den inneren Schweinehund raus und mich aufs Rad.
Die zweite Situation, in der Selbstzweifel laut werden, ist, wenn es in den schmerzvollen Teil des Marathons geht, also auf den letzten 20 Kilometern des Rennens. Da kämpfe ich – wie alle Athleten – nur noch gegen mich und gegen meinen Geist an, der sagt „Du musst nur aufhören, dann lässt der Schmerz nach.“
Tatsächlich ist der mentale Schmerz größer als der körperliche Schmerz: Das merken Sie sofort wenn Sie die Ziellinie überqueren. Ja, natürlich sind Sie erschöpft, aber nach ein paar Minuten fühlen Sie sich einfach nur gut.
FitundGesund.at: Was war für Sie der schwerste Moment während des Ironmans?
Thomas Hammermeister: Da ich inzwischen ja bereits mehrere Ironman-Läufe absolviert habe, weiß ich: Es sind immer drei Momente oder Abschnitte.
Den ersten Tiefpunkt erlebe ich so bei km 130 auf der Radstrecke. Inzwischen ist dieser nicht mehr so schlimm, denn ich weiß, dass der nach etwa 30 bis 40 Minuten vorbei ist.
Der Tiefpunkt Nummer 2 erwartet mich, sobald ich vom Rad steige und in den Marathon starte: Da möchte ich eigentlich einfach nur ins Bett. Das ist ja kein Wunder, denn bis dahin habe ich schon gute sechs Stunden Sport und Höchstleistung hinter mir. Dieser Moment geht freundlicherweise sehr schnell vorbei.
Den letzten und schwersten Abschnitt habe ich Ihnen gerade schon geschildert: Es sind die letzten 20 Kilometer des Marathons. Dieser „Tiefpunkt“ zieht sich bis ins Ziel. Das ist so die Phase, in der ich permanent denke: „Das machst du nie wieder!“ Diesen Vorsatz verwerfe ich aber noch im gleichen Augenblick, da ich die Ziellinie überquere.
FitundGesund.at: Was ist Ihrer Meinung nach die beste Ernährung für einen Triathleten, der sich auf den Ironman vorbereiten möchte?
Thomas Hammermeister: Das ist sehr individuell, würde ich sagen. Laut Theorie sind viele „gute“ Kohlenhydrate das Richtige. Ich habe viel ausprobiert, doch mein Magen hat auf etliches sehr empfindlich reagiert. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es für mich das Beste ist, mich vegetarisch zu ernähren. Das vertrage ich am besten und mein Körper kann damit kontinuierlich Hoch- und Höchstleistung bringen.
Ich fokussiere mich auf Eiweiße, gute Fette – wie Nüsse oder gute Öle –, viel Obst und Gemüse sowie Kohlenhydrate mit großer Nährstoffdichte, wie beispielsweise Kartoffeln oder Haferflocken. Ich versuche, stets frische Produkte zur Verfügung zu haben und Fertigprodukte mit einer langen Liste an Inhaltsstoffen zu vermeiden. Ganz gestrichen habe ich sogenannte „Light-Produkte“, weil diese immer auf irgendeine Weise synthetisch hergestellt sind.
FitundGesund.at: Verändert sich das Leben nach so einer Errungenschaft?
Thomas Hammermeister: Ja, sehr. Zwei Dinge habe ich an mir selbst beobachtet. Zum ersten sind Herausforderungen für mich fast zu etwas wie einer positiven Sucht geworden. Nach dem ersten Mal, wenn Sie nach einer wirklich großen Leistung die Ziellinie überqueren, überschwemmt Sie Ihr Körper mit so vielen Glückshormonen, dass Sie noch Wochen und Monate davon zehren. So etwas wollen Sie wieder und wieder erleben.
Zum Zweiten – und das ist für mich persönlich noch viel wichtiger – habe ich mich als Persönlichkeit dadurch weiterentwickelt. Wenn Sie sich auf einen Ironman vorbereiten, schaffen Sie sich bewusst tägliche Routinen: Sie achten auf Ihren Körper und Ihr Essverhalten, Sie schaffen sich Möglichkeiten, setzen sich Ziele und lernen, an sich zu glauben. All diese Fähigkeiten, die Grundhaltungen integrieren Sie ganz automatisch auch in Ihre Lebensweise. Ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung sagen: Das macht Sie lebensfroher, größer denkend und glücklicher.
FitundGesund.at: Vielen Dank für das Interview!
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Thomas Hammermeister bezeichnet sich selbst als weder im Sport noch im Beruf besonders talentiert. Daher war es etwas anderes, was ihm die Quantensprünge in seinem Leben erlaubte: Er hat verstanden, wie Erfolg funktioniert. Heute ist er Manager in einem Weltkonzern und finisht regelmäßig Triathlons wie den Ironman.
Thomas Hammermeister ist es gelungen, eine Lebens-Erfolgsformel zu entwickeln, die er in seinem Buch "Zieh's durch! So schaffen Sie Ihre Challenge im Kopf, im Job, im Leben" vorstellt. Dieses hochmotivierende Buch begleitet Sie dabei, Ihre großen Lebensziele zu erreichen – unabhängig davon, ob das nun der nächste Karriereschritt, Harmonie in der Familie, ein Traumurlaub oder der Hausbau ist.
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