Schnell-Überblick
- Was sind Röteln: Es handelt sich um eine hochansteckende Infektionskrankheit, welche durch die namensgebenden Rötelviren ausgelöst wird.
- Symptome: Äußerlich kommt es zu Hautausschlag, im Hals schwellen die Lympfknoten an und der Körper reagiert mit leichtem Fieber.
- Ansteckung & Ursachen: Ursache ist der Rubella-Virus, welcher über die Tröpfcheninfektion übertragen wird.
- Behandlung: Herkömmliche Röteln bedürfen keiner Therapie, nur das Fieber muss behandelt werden.
- Mögliche Komplikationen: Während einer Schwangerschaft kann es durch die Viren zu einer Fehlgeburt kommen. Eine Erkrankung des ungeborenen Babys kann über das Fruchtwasser festgestellt werden.
- Heilung: Die meisten Erkrankungen heilen von selbst nach Wochen bis Monaten ab.
- Vorbeugung: Eine Impfung gegen den Rötelvirus ist vorhanden. Wichtig ist es vor allem, dass bei Kindern alle Menschen in ihrer direkten Umgebung geimpft sind um eine Herdenimmunität zu gewähren.
Inhaltsverzeichnis
Was sind Röteln
Die Röteln gehören zu den typischen Kinderkrankheiten: Neben Masern, Windpocken und einigen anderen Krankheitsbildern gehören sie zu jenen viralen Infektionen, welche den Menschen häufig in den ersten Lebensjahren treffen, mit Hautausschlag einhergehen und eine lebenslange Immunität hinterlassen.
Letzteren Umstand hat sich die medizinische Wissenschaft schon vor langer Zeit zunutze gemacht und eine Impfung entwickelt, die für jedes Kind empfohlen wird. Rötelninfektionen sollten somit eigentlich der Vergangenheit angehören - dass dem nicht so ist, liegt an seit einigen Jahren vermehrt um sich greifender "Impfmüdigkeit" mit nachlassenden Impfzahlen in vielen europäischen Ländern. Bei den Röteln ist das vielleicht nicht so schlimm wie bei den Masern - im Grunde sind die Röteln eine recht gutartige Erkrankung.
Eine Rötelninfektion kann aber für eine Zielgruppe hochgefährlich werden: Schwangere und ihre ungeborenen Kinder.
Ursache von Röteln
Ursache der Röteln ist ein Virus, das Rubella-Virus. Es verbreitet sich über Tröpfchen durch die Luft oder durch direkten Kontakt mit einem Infizierten und kann von der Nasen-Rachenschleimhaut dann zunächst unbemerkt über das Blut in alle anderen Körperregionen vordringen.
Während der Schwangerschaft gelangt es so auch über die Plazenta in den Blutkreislauf der Frucht: Da das Rötelnvirus nicht "allzu" bösartig ist, kommt es dabei nur selten zum Abort oder zur Totgeburt, dafür aber umso häufiger "nur" zu Störungen der Organentwicklung des Ungeborenen. Art und Schweregrad der Fruchtschäden hängen dabei vom Zeitpunkt der Infektion ab: Mit zunehmendem Schwangerschaftsalter nimmt das Risiko großer Schäden ab - in den ersten sechs Wochen sind etwa 60 Prozent der Kinder geschädigt, bei Infektion zwischen Schwangerschaftswoche 13 und 17 sind es noch zehn Prozent.
Infolge unzureichender Durchimpfung hat sich das Erkrankungsalter der Röteln in den vergangenen Jahren immer weiter zum Erwachsenenalter hin verschoben. Hierzulande sind daher etwa zehn Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter nicht immun.
Etwa die Hälfte aller Infektionen bleibt Schätzungen zufolge asymptomatisch - der Infizierte erkrankt nicht an Röteln und bekämpft die Infektion sozusagen "in aller Stille".
Symptome von Röteln
Die Symptome der Röteln sind recht eindeutig, wenn sie denn alle gleichzeitig auftreten. Da dies oft nicht der Fall ist, können sich Schwierigkeiten in der Diagnostik ergeben.
Die Inkubationszeit zwischen Erstkontakt mit dem Virus und Ausbruch der Erkankung beträgt etwa sieben bis 21 Tage, wobei etwa 50 Prozent komplett asymptomatisch bleiben, heißt keine äußeren Anzeichen der Krankheit zeigen. Manchmal bestehen leichte grippeartige Vorzeichen der Infektion (Prodromalstadium), ansonsten kommt es dann zu einem diskreten kleinfleckig-erhabenen Exanthem im Gesicht, am Körper und an den Extremitäten.
Die Lymphknoten im Nacken, hinter den Ohren und am Hinterkopf sind zeitgleich geschwollen, was unter Medizinern zu dem geflügelten Wort führt, Röteln diagnostiziere man "im Dunkeln" (also nur anhand der tastbaren Lymphknoten).
Die Körpertemperatur ist dabei gar nicht oder nur mäßig erhöht, der Allgemeinzustand des Erkrankten ist recht gut.
Der Hautausschlag klingt nach etwa ein bis drei Tagen ab. Bei Erkrankung im Jugendlichen- oder Erwachsenenalter kann es, besonders beim weiblichen Geschlecht, noch zu einer vorübergehenden Gelenkentzündung (transiente Arthritis) kommen. Darüber hinaus sind Komplikationen jedoch äußerst selten.
Untersuchungen und Diagnose
Das äußere Erscheinungsbild der Röteln ist oft uncharakteristisch, der Ausschlag jedoch im Prinzip ein klarer Hinweis.
Wichtig ist für den Arzt immer die Anamneseerhebung, also die Befragung im Hinblick auf genauen Verlauf der Erkrankung bis zum Zeitpunkt der Konsultation und hier vor allem auf Impfstatus und stattgefundene Kinderkrankheiten.
Sonstige handfeste Beweise für eine Rötelninfektion zu finden, ist schwierig: Im Blutbild findet sich manchmal eine unspezifische Vermehrung von Plasmazellen, ansonsten liegen übliche Entzündungszeichen vor. Eine Isolierung des Virus aus Nasensekret und anderen Körperflüssigkeiten ist möglich, für die Praxis jedoch meist zu aufwendig und auch nicht nötig.
Die Diagnose wird meist anhand der Serologie, also dem Antikörperstatus, gestellt: In einem Laboruntersuchungsverfahren (ELISA) wird das Blut hier aufgetrennt und spezifische IgM-Antikörper gegen das Rubella-Virus nachgewiesen. Gerade in wichtigen Situationen (z.B. in der Schwangerschaft) sollte daher im Zweifelsfall lieber zweimal im Abstand von 14 Tagen ein Antikörpernachweis erfolgen, um falsch positive Befunde auszuschließen.
Abzugrenzen sind die Röteln stets von den anderen "Kinderkrankheiten" mit Ausschlag (Scharlach, Masern, Ringelröteln, Drei-Tage-Fieber) sowie von anderen Erkrankungen mit Lymphknotenschwellung wie Zytomegalie (CMV) oder die infektiöse Mononukleose (Pfeiffer'sches Drüsenfieber).
Behandlung und Therapie
Eine Therapie, welche die Ursache der Röteln bekämpft, existiert nicht. Bei einer Rötelninfektion im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter ist meist auch gar keine Behandlung notwendig, da die Erkrankung fast immer harmlos verläuft und von selbst ausheilt.
Eventuelles Fieber kann medikamentös gesenkt werden, ein wenig körperliche Schonung ist zu empfehlen.
Kinder mit konnatalen Röteln müssen wegen ihrer oft schwerwiegenden Defekte frühstmöglich und meist lebenslang umfassend betreut werden.
Röteln in der Schwangerschaft
Weitaus gefährlicher sind die konnatalen Röteln in der Schwangerschaft: Das klassische Erscheinungsbild des mit Röteln infizierten Neugeborenen umfasst die sogenannte "Gregg-Trias", welche sich aus drei geschädigten Organregionen zusammensetzt:
- Das Herz ist mit Klappenfehlbildungen betroffen (am häufigsten offener Ductus arteriosus und Pulmonalstenose)
- am Auge kommt es zu Katarakt ("grauer Star" oder Linsentrübung) und Netzhauterkrankung
- das Zentrale Nervensystem (ZNS) ist mit Taubheit in 90 Prozent der Fälle das am häufigsten geschädigte Organ.
Weitere Fehlbildungen und vor allem Wachstums- und Entwicklungsverzögerungen können hinzukommen. Auch Frühgeburtlichkeit und schwere Erkrankungen in den ersten Lebenstagen mit:
- Gelbsucht (Ikterus)
- Blutbildungsstörungen
- Herzmuskelentzündung
- Lungenentzündung
- blaurotem Hautausschlag (der sogenannte "blueberry muffin")
Das komplette Krankheitsbild findet sich selten, anhand der einzelnen Symptome ist aber oft eine recht rasche Diagnose möglich.
Prävention und was ich selbst tun kann
Ziel von Vorbeugung gegen die Röteln ist vor allem die Verhütung der konnatalen Rötelninfektion in der Schwangerschaft. Das bedeutet, dass die Impfung, welche für alle Kinder (auch Jungen) unbedingt empfohlen wird, nicht nur den Geimpften selber schützt, sondern vor allem auch die Möglichkeit der Weiterverbreitung der Viren von Mensch zu Mensch unterbunden wird. Impfung ist insofern also nicht nur Privatsache, sondern dient auch dem Schutze anderer Menschen, welche vielleicht aus anderer Ursache nicht geimpft werden dürfen.
Frauen im gebärfähigen Alter sollten ihren Impfstatus überprüfen und gegebenenfalls nachimpfen.
Generell ist es für junge Frauen sinnvoll, möglichst vor einer Schwangerschaft auf Röteln, aber auch auf Zytomegalie und Toxoplasmose untersucht zu werden (Blutabnahme und Antikörpernachweis), um so für den Fall einer Infektion in der Schwangerschaft zumindest klare Vergleichswerte zu haben und die Befunde eindeutig interpretieren zu können. Im günstigen Fall erspart dies eine Menge Angst und Aufregung.
Ansonsten sollen natürlich besonders Schwangere unbedingt Kontakt zu Röteln-Infizierten meiden! Eine Ansteckungsgefahr bei Röteln besteht je sieben Tage vor und nach Exanthemausbruch. Sollte ein solcher Kontakt (oder der Verdacht) bei einer Schwangeren bestehen, kann innerhalb von 72 Stunden danach eine passive Nachimpfung mit Röteln-Antikörper durchgeführt werden (Postexpositionsprophylaxe) - dies verhindert jedoch auch nicht sicher die Infektion des Fetus.
Bei nachgewiesenen Röteln in der Frühschwangerschaft wird ein Abbruch der Schwangerschaft empfohlen.
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