Schnell-Überblick
- Was ist Bettnässen: Vom Bettnässen spricht man bei einem regelmäßigen Einnässen ab einem Alter von 5 Jahren.
- Symptome: Ein wiederkehrendes, unwillkürliches Einnässen von 2-3 Mal innerhalb eines Monats gelten als untypisch und sind ein Signal. Dabei wird auch in primäres und sekundäres Bettnessen eingeteilt.
- Ursachen: Grund dafür könnte eine hormonelle Störe, eine genetische Veranlagung, psychosoziale Störungen, oder gar ein körperliches Leiden sein.
- Behandlung: Zuerst wird untersucht ob es mit einem körperlichen Leiden zusammen hängt. Wird nichts gefunden, wird eine Therapie eingeleitet. Zusammen mit den Eltern wird ein Therapieplan zusammengestellt, der das automatische Aufwachen bei Harndrang trainiert. Auch psychische Probleme werden untersucht. Es gibt viele mögliche Therapien zur Lösung des Problems, sowie Laserakupunktur oder gar eine stationäre Behandlung.
- Vorbeugung: Es kann bereits helfen ein junges Kind vor dem Zu-Bett-Gehen nicht direkt etwas trinken zu lassen. Ängste des Kindes, oder gar Traumata können nur schwer vorgebeugt werden. Körperliche Leiden gilt es rechtzeitig zum Arzt zu bringen.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Bettnässen?
Wenn ein Kind, das älter als 5 Jahre ist, sich noch immer regelmäßig einnässt, spricht man von Bettnässen oder Enuresis.
Die Ursachen für Bettnässen sind vielseitig und individuell, das Kind sollte unbedingt ärztlich untersucht werden. Die Behandlung richtet sich nach der ursächlichen Störung und ist in den meisten Fällen relativ unkompliziert.
Etwa ab dem 2. Lebensjahr lernt ein Kind seine Blase zu kontrollieren. Dabei spielen die Nierenfunktion, die Blasenfüllung und die Steuerung der Blasenmuskulatur zusammen und dies stellt einen großen Schritt für das Nervensystem des Kindes dar. Bis es zur vollkommenen Reifung und der dadurch trockenen Tage und Nächte kommt, dauert es individuell lang. Bis zum Alter von fünf Jahren besteht kein Grund für die Eltern, sich zu sorgen, denn wenn keine Erkrankung vorliegt, schafft das Kind das „Trockenwerden“ ganz problemlos.
Nässt sich das Kind allerdings auch nach dem 5. Lebensjahr noch regelmäßig ein, sollte ein Arzt konsultiert werden. Dann könnte es sich um eine ernsthafte Störung handeln. Die Kinder leiden erheblich psychisch, es ist wichtig, sie zu unterstützen.
Von der Krankheit Bettnässen (Enuresis) spricht man, wenn folgende Aussagen zutreffen:
- das Einnässen tritt auch nach dem 5. Lebensjahr noch regelmäßig auf
- Bettnässen passiert über eine Zeit von drei Monaten, ist das Kind unter 7 Jahren mindestens zweimal im Monat, bei Kindern die älter sind einmal im Monat
- das Einnässen erfolgt ohne zugrunde liegende organische oder andere Krankheiten
Weiters wird das Bettnässen in folgende Arten unterschieden:
- tagsüber (Enuresis diurna)
- nachts (Enuresis nocturna)
- tagsüber und nachts (Enuresis diurna et nocturna)
Und es wird auch noch zwischen zwei Gruppen unterschieden:
- primäre Enuresis: Das Kind war noch nie dauerhaft trocken. Dazu zählen rund 80 Prozent der Fälle.
- sekundäre Enuresis: Das Bettnässen beginnt erneut, obwohl das Kind bereits seit 6 Monaten trocken war.
Bettnässen kommt sehr häufig vor, normal ist ein gelegentliches Einnässen bis zum 8. Lebensjahr wegen beispielsweise erhöhten Belastungssituationen. Jungen sind häufiger von Bettnässen betroffen, zumeist leiden die betroffenen Kinder am primären (nächtlichen) Bettnässen. Sehr wenige Betroffene leiden noch im Jugendalter (max. 2%) und auch Erwachsene haben oft die Blase nachts nicht unter Kontrolle.
Ursachen von primären Bettnässen
Es gibt viele Ursachen für das Bettnässen, von hormonellen Störungen bis zu genetischer Veranlagung und auch körperlich bedingte Auslöser.
Anlagenbedingte Entwicklungsverzögerung
Handelt es sich um eine primäre Enuresis ist zumeist eine anlagebedingte Entwicklungsverzögerung des Kindes Auslöser dafür:
- Grund dafür kann eine verzögerte Entwicklung der Blasengröße des Kindes sein.
- Auch eine verringerte Produktion des Hormons ADH (antidiuretisches Hormon) kann die Ursache für Bettnässen sein. ADH hat die Aufgabe die nächtliche Harnproduktion einzuschränken.
- Häufiger Grund für Bettnässen ist, dass das Kind einfach nicht aufwacht.
Erbliche Belastung
War ein Elternteil von Bettnässen betroffen, so liegt die Wahrscheinlichkeit bei 43 Prozent, dass das Kind auch unter der Störung leidet. Waren beide Elternteile von Bettnässen betroffen, liegt die Wahrscheinlichkeit sogar bei 77 Prozent.
Psychosoziale Ursachen
Auch psychosoziale Ursachen sind beim primären Bettnässen möglich. Man muss bedenken, dass es sich bis zur völligen Blasenkontrolle des Kindes um einen langwierigen Lernprozess handelt, der durch eine sehr strenge oder auch zu frühe Reinlichkeitserziehung gestört werden kann.
Ursachen von sekundären Bettnässen
Für die sekundäre Form des Bettnässens sind die Ursachen meist psychisch. Wenn ein Kind also nach einer langen „Trockenzeit“ plötzlich wieder einnässt, muss man die Ursache in besonderen Veränderungen im Leben des Kindes suchen. Das können der unter anderem Verlust eines geliebten Menschen, die Geburt eines Geschwisterchens oder ein Umzug in eine neue Umgebung sein.
Auch der Enuresis diurna (Bettnässen am Tag) liegen oft seelische Auslöser zugrunde. Doch hier können auch organische Ursachen Auslöser sein: Beispiel eine Entzündung der Harnwege, mögliche anatomische Fehlbildungen der Harnwege, Epilepsie, Diabetes oder auch eine Schlafapnoe (die Atmung setzt im Schlaf immer wieder kurz aus).
Symptome von Bettnässen
Grundsätzlich ist das unwillkürliche Einnässen das Hauptsymptom. Die Enuresis wird nach dem Schweregrad – Häufigkeit, Urinmenge, Beeinträchtigung des Kindes – eingeteilt.
Symptome von primären Bettnässen:
- durch einen besonders tiefen Schlaf
- das Aufwecken des Kindes ist schwierig
- das Bettnässen geschieht relativ oft und in großen Urinmengen
- selten sind die Begleitsymptome psychisch
Symptome von sekundären Bettnässen:
- durch das erneute Einnässen nach einer langen (zumindest 6 Monate) Trockenphase
- die Begleitsymptome sind oft psychisch
- Weiters kann die Blasenfunktion, hauptsächlich bei der Enuresis diurna, gestört sein, was sich beispielsweise durch häufiges Wasserlassen, unwillkürliches Wasserlassen bei Niesen oder Husten, oder dem Aneinanderpressen der Oberschenkel, um das Wasserlassen zu verhindern kennzeichnet.
Diagnose von Bettnässen
Spezialisten auf diesem Gebiet sind Kinderärzte oder Kinderurologen. Die Diagnose Bettnässen erfolgt in der Regel nach einer gründlichen Anamnese und der körperlichen Untersuchung, die folgendermaßen aussieht:
- Untersuchung des Genitales
- kleine neurologische Untersuchung
- Harnuntersuchung
- Nieren und Harnblase werden mittels Ultraschall untersucht
Als nächster Schritt wird ein Miktionsprotokoll (Blasentagebuch) erstellt. Dies hilft dem Arzt eine passende Therapie bei Bettnässen festzulegen. Bei einem Miktionsprotokoll werden in einer Zeitspanne von 48 Stunden je der Zeitpunkt die Menge sowie die Art der Flüssigkeit, die das Kind trinkt/isst aufgezeichnet. Ebenso wird schriftlich festgehalten wann und wie viel Harn ausgeschieden wird. Nachts wird das Kind je einmal vor bzw. nach Mitternacht geweckt.
Behandlung von Bettnässen
Zuerst sei angemerkt, dass sich jegliche Behandlung individuell nach der Form und Schwere der Enuresis des Kindes richtet. Auf keinen Fall sollten die Eltern warten, bis sich die „Sache“ wieder normalisiert. Das führt zu zusätzlichen psychischen Belastungen für das Kind. Um Rückfälle zu vermeiden, wird meist nach der Diagnose Bettnässen eine Kombinationstherapie verordnet.
Therapieplan
Die Beratung als Therapie findet mit dem Kind und den Eltern gemeinsam statt und sehr behutsam wird versucht, das Thema Bettnässen zu erörtern. Es wird auf psychosoziale Komponenten geachtet und ein Plan ausgearbeitet, Beispiel Sonne-Wolkenkalender, um das Kind durch Loben zu seinen Erfolgen zu führen. Bei jedem 6. betroffenen Kind führt die Beratung allein schon zum Beheben des Bettnässens.
Training der Aufwachreaktion
Gelten eine zu kleine Blase oder verminderte Aufwachfähigkeit als Ursache für Bettnässen kann eine Alarmtherapie sinnvoll sein. Wichtig ist es hierbei, dass die Eltern die Klingel hören. Wird diese Maßnahme korrekt angewendet, liegt die Erfolgsquote bei 70%. Jedoch dauert diese Therapieform 8-12 Wochen, somit ist viel Geduld gefragt.
Blasentraining
Blasentraining kann dabei helfen die Blasenkapazität zu erhöhen und somit Bettnässen in den Griff zu bekommen.
Medikamente
Eine andere Behandlungsmethode von Bettnässen ist die medikamentöse Therapie. Dabei kann entweder Desmopressin, das natürliche Hormon ADH oder Imipramin (wird heute selten verabreicht) angewendet werden. Die Nebenwirkungen sind minimal, die Therapie erzielt zunächst sehr gute Erfolge. Diese sogenannte Pharmakotherapie sollte nach 12 Wochen langsam reduziert werden.
Laserakupunktur
Diese Behandlungsmethode ist schmerzfrei und verspricht gute Erfolge. Vor allem in Kombination mit einer medikamentösen Therapie oder Alarmtherapie kann diese erfolgreich angewendet werden.
Stationäre Behandlung
In manchen Fällen ist eine stationäre Aufnahme sinnvoll, wenn beispielsweise die Therapie zuhause nicht genügend durchgeführt werden kann.
Prävention und was ich selbst bei Bettnässen tun kann
Da Bettnässen bis zu einem bestimmten Alter durchaus normal ist, sollte vor dem 6. Lebensjahr des Kindes nichts unternommen werden. Keinesfalls darf das Kind unter Druck gesetzt werden, denn bis ein Kind seine Blase selbstständig kontrollieren kann, ist einfach eine Sache der Entwicklung.
Falls Bettnässen auftritt sollte das Problem unbedingt mit dem Kind besprochen werden: Strafen sollten dabei unbedingt gemieden werden, Belohnungen und Lob bei Erfolgen machen Sinn.
Um Bettnässen zu vermeiden kann es sinnvoll sein, dem Kind am Abend wenig zu trinken zu geben. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass es bis zum Nachmittag ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt.
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