Sie können unter anderem die Ursache einer Anämie (Blutarmut) diagnostizieren, beispielsweise ob zu wenig roter Blutfarbstoff (Hämoglobin) oder zu wenig rote Blutkörperchen (Erythrozyten) für den Transport von Sauerstoff zur Verfügung stehen.
In diesem Artikel wird erklärt, was der Wert MCH ist, wie er berechnet wird und welche Ursachen dahinterstecken können, wenn der Blutwert nicht im Referenzbereich liegt.
Inhaltsverzeichnis
Was ist der MCH-Wert und welche Bedeutung hat dieser?
MCH (=Mean Corpuscular Haemoglobin), das sogenannte mittlere korpuskuläre Hämoglobin, gibt den mittleren Hämoglobingehalt der roten Blutkörperchen an.
Diese wiederum sind zuständig für den Transport des Sauerstoffs im Blut. Produziert werden sie im Knochenmark und leben für etwa 120 Tage, bevor die roten Blutkörperchen unter anderem von der Milz abgebaut werden.
Der rote Blutfarbstoff Hämoglobin ist für die Farbe der roten Blutkörperchen zuständig und befähigt diese zum Transport des Sauerstoffs. Deshalb ist der Hämoglobingehalt ein wichtiger Wert für die Bestimmung der Sauerstofftransportfähigkeit des Blutes.
Um festzustellen, ob der Hämoglobingehalt in Ordnung ist, wird der MCH-Blutwert bestimmt. Ist dieser zu niedrig, können die roten Blutkörperchen aufgrund des zu geringen Hämoglobingehalts die Funktion als Sauerstofftransporteur nicht mehr richtig wahrnehmen und es wird unzureichend Hämoglobin produziert. Dadurch erscheinen die Erythrozyten mit einem zu geringen MCH-Wert leicht blässlich.
MCV- und MCHC-Wert
Bei der Bestimmung des mittleren korpuskulären Hämoglobins sind auch noch die weiteren Werte der sogenannten Erythrozyten-Indizes wichtig. In diesem Zusammenhang gibt der MCV (mean corpuscular volume) das mittlere Zellvolumen der roten Blutkörperchen an und der MCHC (mean corpuscular hemoglobin concentration) die mittlere Hämoglobinkonzentration der Erythrozyten.
Mit der Hilfe der Erythrozyten-Indizes können mögliche Ursachen einer Anämie (Blutarmut) gefunden werden.
Wann und wie wird der MCH-Wert bestimmt?
Die Erythrozyten-Indizes werden routinemäßig bei einer Untersuchung der roten Blutkörperchen berechnet, ob eine Blutbildungsstörung vorliegt.
Der MCH wird vor allem zur Diagnose verschiedener Blutarmutsformen (Anämie) gemessen. Gemeinsam mit den Laborwerten MCH und MCHC dient der MCH-Wert dazu eine Anämie zu differenzieren und gelegentlich auch die Ursache abzuklären.
Um den Laborwert MCH zu bestimmten ist eine Blutabnahme erforderlich. Gemessen wird dabei der Wert im Vollblut.
Wie wird dieser berechnet und welche Werte gelten als normal?
Rechnerisch ergibt sich der Laborwert aus der Anzahl der roten Blutkörperchen und dem Hämoglobin: MCH (pg/Zelle) = Hämoglobin / Erythrozyten-Zahl.
Die modernen hämatologischen Messgeräte, wie beispielsweise der Hämatologie-Analyzer und der Durchflusszytometer, bestimmen diese Parameter sekundenschnell und automatisch. Weisen die Erythrozyten einen verminderten Hämoglobingehalt an werden diese als hypochrom, ein normaler Hämoglobingehalt als normochrom und ein erhöhter Gehalt als hyperchrom bezeichnet. Demzufolge liegt eine hypochrome Blutarmut vor wenn der Laborwert MCH zu niedrig ist.
Für Erwachsene gelten für den MCH-Wert die Referenzbereiche zwischen 28 – 32 fl bzw. 1,7 – 2,0 fmol. Bei Neugeborenen gelten Werte als normal, wenn diese zwischen 33 – 39 fl bzw. 2,04 – 2,42 fmol liegen.
Was bedeutet ein zu hoher MCH-Wert und welche Ursachen gibt es?
Ist der Laborwert MCH höher als 34 fl bzw. 2,05 fmol, dann wird das auch als hyperchrome Anämie bezeichnet.
Diese Ursachen und Grüne, warum dieser Wert erhöht ist, können vielfältig sein:
- Blutarmut (Anämie) aufgrund eines Folsäuremangels
- Blutarmut (Anämie) aufgrund eines Vitamin-B12-Mangels
- Alkoholmissbrauch
- Lebererkrankungen wie beispielsweise eine Leberzirrhose
- Blutkrankheiten (z. B. Lymphome oder Leukämie)
- Nierenerkrankungen
- Verdauungsstörungen (wie beispielsweise Durchfall, Verstopfung oder andere Darmerkrankungen)
Generell deutet ein zu hoher MCH-Wert und ein zu hoher MCV-Wert auf eine makrozytäre Blutarmut mit vergrößerten Erythrozyten hin. Ist der MCH-Wert erhöht, so werden bei Verdacht einer makrozytären Blutarmut andere Blutwerte herangezogen, um die Anämieform eingrenzen zu können. An einer makrozytären Blutarmut ist meist ein Mangel an Folsäure bzw. Vitamin B12 Schuld.
Typische Symptome, die mit einem erhöhten MCH-Blutwert einhergehen
- Abgeschlagenheit
- verminderte Leistungsfähigkeit
- Blässe
- Schwindel
- Kopfschmerzen
- Herzrasen
- eine schnelle Atmung
Was bedeutet ein erniedrigter Wert und welche Ursachen gibt es dafür?
Eine Erniedrigung von MCH liegt vor, wenn der Laborwert geringer als 28 fl bzw. 1,73 fmol ist. Bezeichnet wird das auch als hypochrome Anämie.
1. Eisenmangel bzw. Eisenverwertungsstörung als Ursache
Beides führt zu einer verminderten Hämoglobinsynthese, da das für den Hämoglobingehalt notwendige Eisen fehlt.
Unter der Hämoglobinsynthese werden alle biochemischen Reaktionen zusammengefasst, die zur Synthese des Blutfarbstoffs Hämoglobin führen. Meist kommt das von einem gesteigerten Eisenbedarf infolge einer Schwangerschaft bzw. Stillzeit, der Menstruation, blutenden Blasentumoren oder einem Blutverlust aufgrund einer Entzündung im Magen-Darm-Trakt, was beispielsweise bei einer Zöliakie, Morbus Crohn oder Magengeschwüren der Fall ist.
Aber auch eine mangelnde Eisenaufnahme aufgrund fortgeschrittenen Alters bzw. der Einnahme von Magenschutztabletten, die die Magensäure blockiert ist eine mögliche Ursache.
2. Kupfermangel
Kupfer leistet einen wesentlichen Beitrag beim Eisentransport und an der sogenannten „Hämsynthese“.
Die Hämsynthese umfasst alle biochemischen Prozesse, die zur Bildung der Komplexverbindung Häm
(Eisen bindendes Pigment) führen, und ist darüber hinaus auch ein Element der Hämoglobinsynthese.
Ein Kupfermangel ist zwar selten, dennoch kann ein dauerhafter Mangel zu einem niedrigen MCH-Wert führen. Auch durch eine Überdosierung von Zink mittels Nahrungsergänzungsmitteln kann die Kupferaufnahme behindert werden.
3. Mangel an Folsäure (Vitamin B9) und/oder Vitamin B12
Sowohl das Vitamin B12 als auch die Folsäure werden für die Hämoglobinsynthese benötigt. Bei einem Mangel werden Erythrozyten produziert, die deutlich weniger roten Blutfarbstoff aufweisen als normal. Ob ein Vitaminmangel vorliegt oder nicht, kann ebenfalls im Blutbild festgestellt werden und kann zurückgeführt werden auf:
- aufgrund dauerhaft entzündlicher Darmerkrankungen kann der Darm die Vitamine nicht richtig aufnehmen (z. B. Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn)
- Mangelernährung
- gestörte Vitaminaufnahme im Alter mit Magenentzündungen und einer abnehmenden Nierenfunktion
- vegane bzw. vegetarische Ernährung
- Krebserkrankungen
4. Andere mögliche Ursachen
- Thalassämie (eine erblich bedingte Fehlsteuerung der Hämoglobinsynthese)
- Sideroblastische Anämie (Eine spezielle Form der Blutarmut, bei der zu viele Sideroblasten im Knochenmark vorhanden sind. Diese Anämie kann erworben oder vererbt sein.)
- Chronischer Blutverlust im Verdauungstrakt
- Leberzirrhose
- Infektionen
- Alkoholmissbrauch
- Bleivergiftung
Um eine klare Aussage über die ursächliche Krankheit machen zu können, müssen weitere Blutwerte im Differenzialblutbild (auch als großes Blutbild bezeichnet) und im kleinen Blutbild angeschaut und mit dem MCH-Wert verglichen werden.
Typische Symptome bei einem erniedrigten MCH-Wert
- Kurzatmigkeit
- Brustschmerzen
- Herzrasen
- Schwächegefühl
- blasse Haut und
- Kopfschmerzen
Welche Maßnahmen werden ergriffen, wenn der MCH-Blutwert nicht der Norm entspricht?
Ist der Laborwert MCH zu niedrig, so kümmert sich der Arzt im ersten Schritt um die Therapie der zugrunde liegenden Ursache.
Liegt dem erniedrigten Wert ein Vitaminmangel zugrunde, so werden die fehlenden Vitamine oder Mineralstoffe supplementiert.
Manchmal reicht bereits eine Ernährungsumstellung aus, um den Wert wieder anzuheben. Sehr selten kann auch eine Bluttransfusion helfen.
Liegen Darmerkrankungen vor, so müssen die Entzündungen eingedämmt werden, damit die Darmschleimhaut wieder die lebensnotwendigen Vitamine und Mineralstoffe aufnehmen kann.
Was kann generell den MCH-Wert beeinflussen?
Ist die Triglyceridkonzentration (Blutfette) im Blut bzw. bei einer extrem erhöhten Anzahl von Leukozyten (weiße Blutkörperchen) stark erhöht, wird der MCH-Wert methodenbedingt zu hoch gemessen.
Erhöhte Werte werden zudem bei einer medikamentösen Behandlung einer Eisenmangelanämie erzielt.
Außerdem ist der MCH-Wert abhängig von der Jahres- bzw. der Tageszeit und sogar vom Blutlabor. Wichtig ist daher den MCH-Wert nicht isoliert, sondern gemeinsam mit anderen Werten des Blutbildes, bestehenden körperlichen Beschwerden und weiteren Untersuchungsergebnissen zu bewerten.
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