Die Eileiterschwangerschaft, in der Fachsprache Tubargravidität genannt, bezeichnet das Einnisten der befruchteten Eizelle in der Schleimhaut des Eileiters. Da eine so genannte ektope Schwangerschaft eine normale Schwangerschaft vortäuscht (hCG Wert steigt stark an, Übelkeit, häufiger Harndrang) ist die Diagnose Eileiterschwangerschaft für viele Frauen niederschmetternd. Andere merken erst gar nicht dass sie schwanger sind und sind dann plötzlich mit einer Operation konfrontiert.
Da der Eileiter lediglich eine begrenzte Elastizität aufweist, kann bei einer Eileiterschwangerschaft das Wachsen des Embryos zum Platzen des Eileiters führen. Hierdurch kommt es zu massiven inneren Blutungen, weshalb für die werdende Mutter Lebensgefahr besteht. Durch eine frühzeitige Diagnose werden lebensbedrohliche Komplikationen stark reduziert.
Inhaltsverzeichnis
Ursachen für eine Eileiterschwangerschaft
Für das Entstehen einer Eileiterschwangerschaft gibt es unterschiedliche Gründe.
Verhinderung des Weitertransports zur Gebärmutter
Zum einen kann eine mangelnde Beweglichkeit und die Versteifung der Eileitermuskulatur den Weitertransport des befruchteten Eis zur Gebärmutter behindern.
Auffangmechanismus geschädigt
Zum anderen kann der Auffangmechanismus der Ampulle des Eileiters geschädigt sein.
Vernarbungen als Ursache für eine Eileiterschwangerschaft
Frühere Erkrankungen im Genitalbereich, an denen die unterschiedlichsten Krankheitserreger beteiligt waren, können in den Eileitern Entzündungen hervorgerufen haben, nach deren Ausheilen Vernarbungen zurückgeblieben sind. Diese wiederum verengen die Eileiter und sorgen für Verwachsungen, so dass auch in diesen Fällen das Ei nicht ungehindert befördert werden kann.
Operationen
Ebenso können Unterleibsoperationen dazu führen, dass das geschädigte Gewebe während des Heilungsprozesses vernarbt, eventuell mit umliegenden Gewebebereichen verwächst und somit eine Eileiterschwangerschaft begünstigt.
Verwachsungen im Bauchraum als Ursache für eine Eileiterschwangerschaft
Selten können Verwachsungen im Bauchraum auch ohne einen erkennbaren Grund entstehen. Beim Vorliegen einer Endometriose wuchert die Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter, wodurch die Fruchtbarkeit der Betroffenen sinkt. Da die Eileiterfunktion durch diese Erkrankung jedoch nicht behindert wird, steigt das Risiko für die Entstehung einer Eileiterschwangerschaft.
Verhütungsmethode Spirale
Wird zur Empfängnisverhütung eine Spirale benutzt, kann diese je nach Modell Kupferionen absondern. Diese können die Beweglichkeit der Eileiter negativ beeinflussen. Im ungünstigsten Fall kann eine Spirale verrutschen. Dadurch ist die Empfängnisverhütung nicht mehr gewährleistet, allerdings wird der Transport des befruchteten Eies behindert. Für das Verrutschen der Spirale gibt es mehrere Ursachen.
Weitere Gründe für eine Eileiterschwangerschaft
Weitere medizinische Eingriffe, beispielsweise das Entnehmen und Wiedereinsetzen von Eizellen sowie unsachgemäß ausgeführte Sterilisationen, erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Eileiterschwangerschaft.
Symptome bei einer Eileiterschwangerschaft
Im Anfangsstadium einer Eileiterschwangerschaft treten dieselben Symptome wie bei einer normalen Schwangerschaft auf:
- Zunächst kommt es zum Ausbleiben der Periode.
- Weiterhin können Übelkeit mit und ohne Erbrechen sowie Gemütswandlungen und Kreislaufbeschwerden auftreten.
- Wird ein Schwangerschaftstest durchgeführt, fällt dieser positiv aus.
Unterbauchschmerzen, Fieber und leichte Blutungen
Etwa 6 Wochen nach der Befruchtung des Eies kommt es zu Unterbauchbeschwerden, die zumeist einseitig auftreten. Fieber kann vorhanden sein. Häufig treten leichte Blutungen auf, die auf eine Störung des Schwangerschaftsverlaufs schließen lassen. Wird die Eileiterschwangerschaft in dieser Phase erkannt, kann sie durch einen medizinischen Eingriff abgebrochen werden.
Wenn eine Eileiterschwangerschaft nicht bemerkt wird
Entwickelt sich das befruchtete Ei weiter, nimmt der Embryo an Größe zu. Der Eileiter kann sich nicht mehr weiter ausdehnen und platzt. Dies äußert sich in starken Unterbauchbeschwerden, die beidseitig auftreten. Der Bauch ist sehr berührungsempfindlich. In der Folge wandert der Schmerz bis in den Oberbauch und bis in die Schulterregion.
Typische Symptome sind:
- Blässe im Gesicht der Betroffenen
- Das Auftreten von kaltem Schweiß am gesamten Körper
- Kreislaufprobleme, die bis zur Ohnmacht reichen können
- Die Schwangere kann verwirrt und orientierungslos wirken beziehungsweise nicht ansprechbar sein.
- Möglich sind Bewusstseinsstörungen, Erbrechen und Übelkeit.
- Schlimmstenfalls kommt es zum lebensbedrohlichen Schockzustand, der ein sofortiges Handeln erforderlich macht.
Untersuchungen und Diagnose
Besuch beim Gynäkologen
Häufig führen Vermutungen über das Bestehen einer Schwangerschaft beziehungsweise ein positiver Schwangerschaftstest die Patientin zur Gynäkologin oder zum Gynäkologen. Beschwerden bestehen in diesem Stadium der Schwangerschaft noch nicht. Der Mediziner kann die Schwangerschaft bestätigen, nachdem er durch einen Test das Schwangerschaftshormon hCG nachgewiesen hat. In den ersten Wochen der Eileiterschwangerschaft bringt eine Ultraschalluntersuchung ein nur unzureichendes Ergebnis.
Ertasten des Embryos
In den darauffolgenden Wochen nimmt der Embryo an Masse zu, so dass er sich eventuell im Eileiter ertasten lässt. Auch in dieser Phase ist ein Ultraschallergebnis nur wenig aussagekräftig. Schmierblutungen sowie die oben beschriebenen ersten Beschwerden werden den Mediziner jedoch aufmerksam werden lassen, so dass er eventuell zur stationären Aufnahme der Patientin raten wird.
Bauchspiegelung
Liegt die Vermutung nahe, dass es sich um eine Eileiterschwangerschaft handelt, führt man zumeist eine Bauchspiegelung durch, um die Organe genau beurteilen zu können. Sofern sich der Verdacht bestätigt, wird das embryonale Gewebe bei diesem Eingriff sofort entnommen. Sofern der betroffene Eileiter stark geschädigt ist, kann seine Entfernung ebenfalls notwendig sein.
Operativer Eingriff
Im akuten Stadium einer Eileiterschwangerschaft wird die Patientin in ein Krankenhaus gebracht, wo zunächst die Aufrechterhaltung ihrer Vitalfunktionen an erster Stelle steht. Sodann erfolgt ein operativer Eingriff, der die Eileiterschwangerschaft beendet.
Verlauf einer Eileiterschwangerschaft
Bei einer normalen Schwangerschaft benötigt die befruchtete Eizelle zwischen 3 und 5 Tagen, um den Eileiter zu durchwandern und sich in der Gebärmutter einzunisten. Bei einer Eileiterschwangerschaft ist der Vorgang der Beförderung des befruchteten Eis durch unterschiedliche Ursachen gestört. Dieses bleibt entweder aufgrund einer unbeweglichen Eileitermuskulatur, diverser organischer Schädigungen oder Verengungen im Eileiter hängen und nistet sich in dessen Schleimhaut ein.
Wie bei einer normalen Schwangerschaft beginnt auch bei einer Eileiterschwangerschaft die Eizelle zu wachsen. Sie nimmt an Masse und Größe zu. Das embryonale Gewebe entwickelt sich, allerdings kann es zur Unterversorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff kommen, da die Eileiterschleimhaut für diese Stoffe nur bedingt aufnahme- und transportfähig ist.
In vielen Fällen stirbt das unterversorgte Gewebe ab. Es wird teilweise vom Organismus absorbiert oder mit der darauffolgenden Menstruation aus dem Körper befördert. Hierbei handelt es sich um einen natürlichen Schwangerschaftsabbruch, der als Tubarabort bezeichnet wird.
Findet kein natürlicher Schwangerschaftsabbruch statt, entwickelt sich der Embryo weiter. In der 7. bis 8. Schwangerschaftswoche ist er so groß, dass er im Eileiter keinen Platz mehr findet. In der Folge kommt es zur Ruptur des Eileiters. Sie führt zu Blutungen, die in den Bauchraum austreten und zu Vergiftungserscheinungen führen können. Der Durchbruch des Eileiters ist ein lebensbedrohlicher Zustand für die Schwangere.
Therapie und Behandlung
Die Behandlung der Eileiterschwangerschaft richtet sich nach dem Verlauf und dem Stadium der Erkrankung sowie nach dem gesundheitlichen Zustand der Patientin.
Schwangerschaftsabbruch
Wird die Eileiterschwangerschaft frühzeitig erkannt, beobachtet man zunächst, ob sie sich von allein zurückbildet. Kommt es nicht zum natürlichen Schwangerschaftsabbruch, verabreicht man ein Medikament, das enzymhemmend wirkt, wodurch es zu einer ähnlichen Reaktion wie bei einem natürlichen Schwangerschaftsabbruch kommt.
Operation
In einem späteren Stadium der Eileiterschwangerschaft muss ein operativer Eingriff erfolgen, wobei eine eileitererhaltende Therapie angestrebt wird. Möglicherweise lässt sich der Embryo in die Richtung der Gebärmutter herausdrücken, alternativ erfolgt ein Längsschnitt in den Eileiter, der nach dem Entfernen des Embryos verschlossen wird.
Ist der Eileiter zu stark geschädigt, wird er herausgenommen. Die Enden der Schnittstellen werden verödet. Heutzutage ist es üblich, die chirurgischen Eingriffe minimalinvasiv durchzuführen.
Bauchschnitt
Sofern der Eileiter gebrochen ist und starke Blutungen im Bauchraum auftreten, kann ein Bauchschnitt erforderlich sein. Bei diesem lebensgefährlichen Zustand wird nicht nur der Embryo entfernt, ebenfalls ist das Säubern des Bauchraums erforderlich.
Risiken
Wie jeder operative Eingriff birgt der chirurgische Schwangerschaftsabbruch aufgrund einer Eileiterschwangerschaft eine Reihe von gesundheitlichen Risiken.
- Neben dem allgemeinen Narkoserisiko besteht die Gefahr von Organverletzungen.
- Weiterhin kann es Verzögerungen oder Komplikationen im Heilungsverlauf geben.
- Wurde der Eileiter aufgeschnitten, vernarbt das Gewebe, wodurch das Risiko für eine weitere Eileiterschwangerschaft leicht steigt.
- Außerdem ist es möglich, dass es durch einen Schwangerschaftsabbruch zur Unfruchtbarkeit kommt.
Wurde der Schwangerschaftsabbruch durch Medikamente herbeigeführt, sinkt das Risiko für Komplikationen.
Neben der körperlichen Belastung stellt jeder Schwangerschaftsabbruch für die Frau eine psychische Herausforderung dar. Nicht wenige Frauen sind in der Folge auf zeitweilige psychologische Hilfe angewiesen.
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