FitundGesund.at: Herr Stechmann, in Ihrem neuen Buch schreiben Sie über den Workout-Trend „Okklusionstraining“ und geben praktische Tipps dazu. Doch was ist Okklusionstraining genau und wie funktioniert diese Trainingsart?
Klaas Stehmann: Beim Okklusionstraining werden Übungen mit leichten Widerständen unter reduzierter Blutzufuhr gemacht. Dazu legt man eine elastische Bandage um die Extremität mit der man trainieren will – z.B. um die Arme oder Beine – und führt ein Set an Übungen mit leichten Gewichten aus, welches einem ohne reduzierte Blutzufuhr sehr leicht fallen würde.
Durch die Okklusion (lat. für Verschließen) wird die Übung sehr anstrengend und dem Körper wird vorgetäuscht, dass er ein intensives Training mit schweren Gewichten absolviert hätte. So lassen sich auch mit leichten Gewichten Übungen ausführen, die einen vergleichbaren Effekt haben wie ein intensives Maximalkrafttraining mit schweren Gewichten.
FitundGesund.at: An welche Zielgruppen richtet sich diese Trainingart? Für wen ist es sinnvoll und wer profitiert davon?
Klaas Stechmann: Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Der größte Nutzen zeigte sich bisher bei Leuten mit Verletzungen und Gelenkerkrankungen, die zwar von einem Muskelaufbau profitieren würden, denen aufgrund ihrer Schmerzen jedoch kein Krafttraining mit entsprechenden Gewichten möglich war. Das Okklusionstraining schafft hier revolutionäre Abhilfe, da sie gelenkschonend trainieren können, gleichzeitig aber den Muskel- und Kraftzuwachs ordentlich ankurbeln.
Langsam hält die Methode auch in der Fitnessbranche Einzug. Kraft- und Ausdauertraining lässt sich so effektiv gestalten. Bei Top-Athleten und Kraftsportlern hat sich die Methode schon länger rumgesprochen. Diese können ihr reguläres Training auf eine neue Art ergänzen und variieren und somit weitere Fortschritte erzielen, die vorher nicht möglich waren.
FitundGesund.at: Welche Vorteile bringt diese Art von Training mit sich? Gibt es Studien dazu?
Klaas Stechmann: Das Positive ist, dass das Okklusiontraining durch die Trainingswissenschaften und Sportmedizin bereits gut untersucht ist und regelmäßig aktuelle Studien erscheinen. Durch den reduzierten Blutfluss kommt es u.a.:
- zu einem Absinken des pH-Wertes
- zu einem Anschwellen der Muskelzellen
- zu einer erhöhten Laktat Konzentration
Der größte Vorteil ist die stark erhöhte Ausschüttung von Wachstumshormonen, die nicht nur das Muskelwachstum fördern, sondern auch Regenerationsprozesse ankurbeln.
FitundGesund.at: Worauf sollte beim Trainieren geachtet werden? Sind Nebenwirkungen möglich?
Klaas Stechmann: Gerade am Anfang sollte man sich an einen Trainer oder Therapeuten wenden, der bereits in der Anwendung erfahren ist und die Intensität des Trainings gut einschätzen kann.
Es sollte am meisten darauf geachtet werden, dass die Bandage nicht zu fest angelegt wird. In Studien konnte gezeigt werden, dass bei korrekter Ausführung keine ernsthaften Komplikationen (z.B. Thrombosen) zu fürchten sind.
Bei Gefäß- und Herzerkrankungen sollte jedoch vom Training abgeraten werden. Blaue Flecken und vorübergehendes Kribbeln in den Händen treten gelegentlich auf.
Eine positive und somit schönste „Nebenwirkung“ ist häufig ein Muskelkater, der einem zeigt, dass man ein ordentliches Training absolviert hat.
FitundGesund.at: Welches Feedback erhielten Sie bereits von Kunden bzw. Lesern, die Okklusionstraining absolvieren?
Klaas Stechmann: Die meisten sind erstaunt, wie anstrengend das Training bereits bei sehr leichten Gewichten wird.
Viele Leser waren auch von der vielfältigen Anwendbarkeit in den Bereichen des funktionellen Trainings, der Rehabilitation und des Kraft- und Ausdauersports begeistert.
Vielen ist es gelungen das Okklusionstraining in ihren Alltag oder das reguläre Fitnesstraining zu integrieren, denn nur durch regelmäßige Anwendungen kann man kontinuierliche Fortschritte erzielen.
User Kommentare