FitundGesund.at: Inwieweit kann eine LowCarb Ernährung den Heilungsprozess bei einer Krebserkrankung unterstützen?
Daniela Pfeifer: Grundsätzlich ist die LowCarb- bzw. die ketogene Ernährung nicht als Heildiät anzusehen. Ihre Vorzüge liegen viel mehr in der Unterstützung herkömmlicher Therapien. So werden z.B. die Nebenwirkungen der Chemotherapie und Strahlentherapie eindeutig besser vertragen. Auch der Erfolg von z.B. Strahlentherapie unter ketogener Ernährung ist nachweislich besser als ohne dieser Maßnahme.
Seit den Untersuchungen vom Biochemiker und Nobelpreisträger Dr. Otto Warburg (1883-1970) ist der „Zuckerhunger“ von Krebszellen bekannt . Diese Tatsache wird immer noch in der Diagnose durch den PET-Scan ausgenutzt: Glukose transportiert das Kontrastmittel quasi als Trojanisches Pferd in die Tumorzellen, die 30 Mal mehr Insulinrezeptoren haben als normale Zellen.
Gesunde Zellen können ohne Probleme als Nährstoffe Aminosäuren und Fettsäuren verwenden, wenn sie keine Glukose zur Verfügung haben. Die meisten Krebszellen können das hingegen nicht.
FitundGesund.at: Welche Vorteile bringt eine LowCarb Ernährung gegenüber einer „normalen“ ausgewogenen und gesunden Ernährung?
Daniela Pfeifer: Unter ketogener Ernährung hat man bedeutend weniger Verlust an Muskelmasse und – wenn der Ernährungsplan gut konzipiert ist – eine perfekte Gewichtsregulation (Zunahme bei Untergewicht, Abnahme/Normalgewicht bei Übergewicht).
Die ketogene Ernährung IST eine ausgewogene, gesunde Ernährung, weil sie alle essentiellen Proteine und Fette enthält. Sie liefert ausreichende Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe über große Portionen Gemüse, Nüsse, Samen, Kerne und ausgewählte Obstsorten und die richtige Menge an Fleisch bzw. Fisch.
FitundGesund.at: Worauf sollten Krebspatienten in Bezug auf Ihre Ernährung achten?
Daniela Pfeifer: Wichtig ist die Verarbeitung von hochwertigen Lebensmitteln, viel frischem, saisonalen Gemüse und Pilzen (im Rahmen des Keto-Planes sind fast alle Gemüsesorten geeignet), Sprossen und Keimlingen, Avocados und ausgewähltem Beerenobst.
Je nach Zustand des Patienten sollte außerdem darauf geachtet werden, ausreichend Proteine aus hochwertigen Proteinquellen (Fisch, Eier, Käse, Meeresfrüchte, ab und an hochwertiges Fleisch....) in den Ernährungsplan aufzunehmen.
Hochwertige Fette dienen der Ketonkörper-Produktion. Sie können wahlweise aus Kokosöl, Olivenöl, Butter, Nüssen, Samen und Kernen gewonnen werden.
Speisen können mit beliebigen Kräutern und Gewürzen verfeinert werden.
Wichtig ist schließlich auch, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
FitundGesund.at: Wie sieht die optimale Ernährung während einer Krebstherapie aus?
Daniela Pfeifer: Die „optimale“ Krebsernährung für alle gibt es nicht. Eine optimale Ernährung sollte immer möglichst individuell angepasst werden und den Bedürfnissen des Patienten entsprechen. Gut geschulte Berater und auch Literatur können dabei weiterhelfen.
FitundGesund.at: Bei welchen Krebserkrankungen ist eine LowCarb-Ernährung besonders sinnvoll?
Daniela Pfeifer: Die ketogene Ernährung ist keine Behandlungsmethode gegen Krebs, sondern eine Begleittherapie zu den klassischen Behandlungsmethoden. Derzeit wird das Gebiet der ketogenen Diät in Hinblick auf Krebserkrankungen in neun voneinander unabhängigen klinischen Studien untersucht. Die Ergebnisse muss man noch abwarten.
Allerdings ist Krebs immer ein komplexes Krankheitsgeschehen – man kann nicht eindeutig sagen, dass jede Krebsart auf ketogene Ernährung gut anspricht.
Laut aktueller Datenlage ist die ketogene Ernährung bei folgenden Krebserkrankungen vielversprechend:
- Magenkrebs
- Ösophagustumoren
- Hirntumoren wie Astrozytomen und Glioblastoma Multiforme
- Hals/Nackentumoren
- Prostatakrebs
- Dickdarmkrebs
- nicht-kleinzelligen Lungenkarzinomen)
- Neuroblastomen
- Ovarialkarzinomen
- Brustkrebs
- bei den meisten Lymphomen
FitundGesund.at: Welche Nebenwirkungen und Risiken können bei einer kohlenhydratarmen Ernährung bei krebskranken Menschen auftreten?
Daniela Pfeifer: Grundsätzlich sollte man vor der Umstellung auf ketogene Ernährung Absprache mit seinem behandelnden Arzt bzw. einem mit dieser Kost vertrauen Arzt halten. Seltene Stoffwechselerkrankungen, schwere Nierenerkrankungen bzw. verschiedene Medikamente vertragen sich nicht mit der ketogenen Ernährung.
Ansonsten ist die ketogene Ernährung völlig risikolos umzusetzen. Wird sie allerdings sehr einseitig praktiziert, dann kann es (wie bei jeder einseitigen Ernährung) zu verschiedenen Nährstoffmängeln kommen.
In den ersten zwei bis drei Wochen kann es zu folgenden Umstellungsbeschwerden kommen (besonders bei Menschen, die sich bisher sehr kohlenhydratlastig ernährt haben):
- leichter Gewichtsverlust
- grippeähnliche Symptome
- Kopfschmerzen
- Übelkeit
Diese Symptome verschwinden nach der sogenannten „Ketoadaption“ völlig. Es stellt sich emotionale Ausgeglichenheit, Vitalität sowie geistige und körperliche Leistungssteigerung ein.
Nähre Informationen und Kontaktdaten über Ernährungsexpertin Frau Daniela Pfeifer finden Sie .
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