Schnell-Übersicht
- Was sind Pneumokokken: Dabei handelt es sich um Bakterien, welche für schwere Infektionen verantwortlich sind. Besonders Neugeborene und alte Menschen können mit einem schwachen Immunsystem nicht dagegen ankämpfen.
- Symptome: Die Bakterien an sich lösen keine Symptome aus, jedoch die Art der Infektion, die sie auslösen. Zum Beispiel einer Lungenentzündung.
- Ursachen: Eine Übertragung der Pneumokokken durch eine Tröpfcheninfektion ist nur selten der Fall. Meist entstehen sie durch eine innere Infektion der Schleimhäute im Nasenrachen.
- Behandlung: Gegen Pneumokokken kommt eine Therapie mit Penicillin zur Anwendung. Sollte diese jedoch nicht anschlagen, stehen immer noch Rifampicin und Vancomycin zur Verfügung.
- Mögliche Komplikationen: Eine Komplikation kann vor allem bei einer Allergie gegen Penicillin auftreten. Diese kann zu schwerer Atemnot führen.
- Vorbeugung: Neben einer genauen Hygiene, wird auch die Verabreichung eines Impfstoffes vor allem für Kinder und Ältere Menschen empfohlen.
Inhaltsverzeichnis
Was sind Pneumokokken?
Pneumokokken sind sehr gefürchtete Bakterien, da sie in der Regel Auslöser für schwere Infektionen sind. Besonders gefährdet sind Neugeborene, Säuglinge, Kleinkinder und ältere Menschen, da deren Immunsystem geschwächt bzw. noch nicht richtig ausgebildet ist. Dies gilt auch für Menschen, die an chronischen Erkrankungen leiden.
Für rund zwei Millionen Menschen weltweit kommt jährlich jegliche Hilfe zu spät: sie versterben an einer durch Pneumokokken ausgelösten Infektion. Etwa die Hälfte dieser Todesfälle betrifft Kinder, die das fünfte Lebensjahr noch nicht erreicht haben und an einer Lungenentzündung erkrankt sind.
Herkunft und Begriffsdefinition
Der Begriff Pneumokokken stammt ursprünglich aus dem Altgriechischen und ist eine Zusammensetzung aus den Worten „ pneúmōn“ = Lunge und „ kókkos“ = Kern. Diese beiden Begriffe wurden lateinisiert und zum Singular Pneumococcus zusammengefasst und eingedeutscht.
Der dänische Bakteriologe Hans Christian Gram, der von 1853 – 1938 wirkte, entwickelte eine besondere Methode, mit deren Hilfe es erstmalig gelang, Bakterien unter dem Mikroskop zu differenzieren und damit eine gezielte Behandlung zu ermöglichen. Diese Methode wird Gram-Färbung genannt. Färben sich die Bakterien unter Anwendung dieser Methode, werden sie als grampositiv bezeichnet. Pneumokokken gehören zur Gruppe der grampositiven Bakterien und dort wiederum zum Streptococcus pneumoniae. Da diese paarweise in Erscheinung treten, gehören sie zu den sogenannten Diplokokken.
Ursachen für Pneumokokken
Anders als meist vermutet, werden Pneumokokken in der Regel nur äußerst selten durch Tröpfcheninfektion übertragen, sondern es liegt eine endogene (innere) Infektion zu Grunde. Hauptsächlich besiedeln sie die Schleimhäute des Nasenrachens, auch Nasopharynx genannt. Die Hauptüberträger sind Kinder in den ersten beiden Lebensjahren. Überträger tragen bis maximal drei verschiedene Serotypen gleichzeitig in sich. Das Heimtückische daran ist aber, dass diese immer wieder durch neue ersetzt werden.
Wer von Pneumokokken besiedelt ist, muss nicht zwangsläufig schwere Symptome haben. Meist ist es sogar der Fall, dass nur leichte bis gar keine Symptome und Krankheitsbilder vorhanden sind. Manchmal nur eine leichte Erkältung, die nicht von großer Bedeutung ist. Dennoch sind die Bakterien für die Träger nicht harmlos, denn sie beanspruchen die körpereigenen Abwehrmechanismen für sich und steigern somit die allgemeine Infektionsgefahr.
Besonders Virusinfektionen mit chronischem Verlauf haben hier ein leichtes Spiel den Körper zu beherrschen. Das betrifft besonders ältere Menschen und dies begünstigt die Ausbreitung des gefährlichen Bakteriums. Entzündungen des Mittelohrs, der Nasennebenhöhlen, der Lunge oder der Hirnhaut können Konsequenz sein. Gelangen die Bakterien beispielsweise über eine zuvor stattgefundene Lungenentzündung in die Blutbahn, führt dies zu einer lebensbedrohlichen Sepsis, im Volksmund auch als Blutvergiftung bekannt.
Symptome bei Pneumokokken
Die Symptome, die die Pneumokokkeninfektion auslöst, richten sich nach der Art der Infektion bzw. nach dem Ort, den sie infizieren. Pneumokokken an sich zeigen keine Symptome, sie lösen Infektionen aus.
Menschen, die an einer Lungenentzündung erkranken, sind häufig über 50 Jahre alt und das macht diese Infektion besonders gefährlich. Begleitsymptome einer Lungenentzündung sind meist plötzlich eintretendes hohes Fieber mit Schüttelfrost, Husten mit eitrigem Auswurf.
Säuglinge zeigen neben dem Husten meist weitere Symptome, die nicht für das Krankheitsbild typisch sind. Hierzu gehören Trinkschwäche und Schnupfen. Bei Kleinkindern äußert sich diese Infektion mit Husten, zu schnellem Puls, Blässe und hohem Fieber.
Auch eine durch Pneumokokken ausgelöste Hirnhautentzündung folgt meist einer Infektion der oberen Atemwege. Säuglinge und Kinder haben hohes Fieber, leiden an Übelkeit und Erbrechen, sind entweder apathisch oder auffallend unruhig und verweigern jegliche Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme. Nicht selten kommt es zu Krampfanfällen.
Eine Nasennebenhöhlenentzündung, auch als Sinusitis bekannt wird von Fieber, Kopfschmerzen und vereiterten Nasennebenhöhlen begleitet. Säuglinge erkranken nur selten an dieser Art von Erkrankung, weil bei ihnen die Kieferhöhlen noch nicht vollständig ausgebildet sind.
Mittelohrentzündungen äußern sich mit starken Ohrenschmerzen und Fieber. Manche Kinder leiden unter chronischen Mittelohrentzündungen. Wer sich eine durch Pneumokokken ausgelöste Hornhautentzündung (Ulcus serpens) einfängt, leidet an sehr starken Schmerzen.
Untersuchungen und Diagnose
Die Untersuchung und Diagnosestellung richtet sich nach den Symptomen und der bisherigen Krankheitsgeschichte. Unerlässlich sind die Untersuchung und Abhörung der Lunge und des Herzens. Ebenso muss ein großes Blutbild angefertigt werden, um spezifische Entzündungswerte erkennen zu können, welche eine Verdachtsdiagnose erhärten oder entschärfen.
Auch ist es ratsam, eine Bakterienkultur des Auswurfes oder eines Abstriches der Nasen- oder Mundschleimhaut anzulegen. Besteht der Verdacht, dass bereits die unteren Atemwege von der Infektion betroffen sind, wird man ein Röntgenbild oder ein CT vom Brustkorb anfertigen. Anhand des Blutbildes lässt sich erkennen, ob eine bakterielle oder virale Infektion vorliegt, das ist sehr wichtig für die Behandlung.
Erhöhte Blutsenkung und Entzündungswerte sprechen für eine bakterielle Infektion. Eine erhöhte Anzahl bestimmter Antikörper lassen auf einen Virenbefall schließen. Lassen sich im Labor vom Abstrich und der Sputumprobe bestimmte Bakterien kultivieren und vermehren, ist eine bakterielle Infektion gesichert. Mit Hilfe bestimmter Methoden lässt sich hier auch feststellen, welches Bakterium Infektionsauslöser ist. Somit kann eine gezielte Behandlung eingeleitet werden.
Bei Verdacht auf eine Hirnhautentzündung ist man bestrebt, frühzeitig eine Liquorpunktion vorzunehmen. Das bedeutet, dass die Flüssigkeit, die das Gehirn umgibt und die sich auch im Spinalkanal befindet, auf die Anwesenheit von Meningokokken untersucht wird. Fällt diese Untersuchung positiv aus, ist die Diagnose Hirnhautentzündung (Meningitis) gesichert.
Behandlung, Therapie und mögliche Komplikationen
Immer wieder hört und liest man von Bakterien, die resistent gegen bestimmte Antibiotika und Penicilline sind. Da es aber in der Medizin bislang keine andere wirksame Basistherapie gegen Bakterien gibt, ist und bleiben Penicilline Mittel der 1. Wahl, wenn es um die Bekämpfung von Pneumokokken geht.
Die Resistenzen gegen die sogenannten Schmalspektrumpenicilline sind noch nicht so ausgeprägt, was eine erfolgreiche Behandlung ermöglicht. Auch werden gerne Aminopenicilline eingesetzt, da sie, sollte es sich doch um ein anderes Bakterium wie beispielsweise Haemophilus influenzae handeln, auch auf diese gut ansprechen. Nach wie vor eine große Ausnahme stellt die lebensbedrohliche Hirnhautentzündung dar, da die Penicilline sehr schlecht liquorgängig sind und somit keine gezielte Behandlung des Entzündungsherdes möglich ist.
Steht der Verdacht einer Pneumokokken-Meningitis im Raum, sollte unverzüglich mit der Behandlung mit Cephalosporinen begonnen werden, um keine wertvolle Zeit zu verlieren. Stellt sich ein penicillin-resistenter Pneumokokken-Stamm heraus, bleiben noch Rifampicin und Vancomycin zur Therapie.
Komplikationen
Eine weit verbreitete Komplikation der Antibiose oder Penicillin-Behandlung ist eine allergische Reaktion in Folge einer Unverträglichkeit gegen den Wirkstoff oder enthaltenen Begleitsstoffen.
Neben einem „harmlosen“ Ausschlag kann es auch zu massiver Atemnot durch Verengung der Bronchien und zu einem Atemstillstand durch Anschwellen der Schleimhäute kommen. Ebenso kann es zu einem Kreislaufstillstand kommen. Diese Symptome bedürfen alle einer intensivmedizinischen Überwachung und Behandlung. Sie müssen nicht unmittelbar nach der Einnahme oder Applikation des Medikamentes auftreten und auch nicht nur bei der erstmaligen Verordnung. Eine weitere Komplikation stellt die Resistenz dar. Diese macht die Austestung weiterer zur Verfügung stehender Mittel notwendig, bis jenes gefunden wird, welches eine Behandlung erfolgreich möglich macht.
Prävention und was ich selbst tun kann
Um sich vor einer Pneumokokken-Infektion zu schützen, ist es ratsam, sehr stark auf Hygiene zu achten. Allerdings reicht dies meist nicht aus, um eine Infektion zu 100% zu vermeiden, da diese ja nicht durch Tröpfchen übertragen wird. Lebt man mit akut infizierten Menschen zusammen, lässt sich eine Infektion meist nicht verhindern.
Eventuell kann man mit dem Hausarzt klären, ob man prophylaktisch ein Antibiotikum zu sich nimmt. Kommt man beispielsweise aus beruflichen Gründen mit typischen Erreger-Trägern zusammen, beispielsweise in Kindertagheimen, Kindergärten, Schulen, aber auch in Altersheimen und medizinischen Berufen, ist es ratsam, sich gegen Pneumokokken impfen zu lassen.
Der sogenannte Polysaccharid-Impfstoff steht hauptsächlich für ältere Kinder und Erwachsene zur Verfügung und wirkt gegen 23 Pneumokokken-Typen, die zu 90% Auslöser der gefürchteten Krankheiten sind.
Seit Februar 2001 gibt es auch einen Impfstoff, der für Kleinkinder zulässig ist. Es gibt eine Empfehlung, nach dem Kinder nach dem 2. Lebensmonat, chronisch kranke Erwachsene und Menschen ab dem 60. Lebensjahr bevorzugt impfen lassen sollten. Laut Robert-Koch-Institut gilt diese Impfempfehlung auch für eine ganze Reihe anderer Personengruppen.
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