Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)

Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), ist eine Störung der Funktion der Schilddrüse. Die Schilddrüse bildet mehr Hormone, als vom Körper benötigt werden, dadurch kommt es zu einer Überversorgung.

Schilddrüsenüberfunktion Bei einer Schilddrüsenüberfunktion bildet die Schilddrüse mehr Hormone als vom Körper benötigt. (Foto by: Bork / Depositphotos)

Schnell-Übersicht

  • Was ist eine Schilddrüsenüberfunktion: Dabei kommt es zu einer Störung in der Funktion der Schilddrüse, wodurch sie mehr Schilddrüsenhormone bildet, als der Körper eigentlich benötigt, was sich später negativ auf die Organe auswirkt.
  • Symptome: Möglicherweise kommt es zu Herzrasen, Nervosität, Gewichtsverlust, Schweißausbrüchen, aber auch Haarausfall und Störungen des Menstruationszyklus.
  • Ursachen: Eine der häufigsten Ursachen liegt bei der Krankheit Morbus Basedow, die vor allem Frauen betreffen kann. Aber auch Jodmangel oder die Entzündung eines Schilddrüsengewebes ist mögliche Ursache.
  • Behandlung: In den meisten Fällen wird ein Medikament zur Hemmung des Hormonüberschusses eingesetzt. Liegt das Problem beim Gewebe der Schilddrüse, kann dieses operativ entfernt werden. Auch radioaktives Jod ist eine mögliche Behandlung.
  • Mögliche Komplikationen: Lebensgefährlich kann eine thyreotoxischen Krise werden, die meist durch Unfälle, Verbrennungen, oder Infarkte ausgelöst werden kann. Hier ist schnelles Handeln besonders wichtig.
  • Vorbeugung: Wichtig ist ein gesunder Lebensstil, bei dem vor allem auf das Rauchen verzichtet werden sollte. Eine Ernährung mit genügend Jod ist empfehlenswert.

Was ist eine Schilddrüsenüberfunktion?

Herzrasen, drastischer Gewichtsverlust, Nervosität und ähnlich gravierende Anzeichen lassen den einen oder anderen befürchten, er leidet an einer Schilddrüsenüberfunktion. Diese ist gar nicht so einfach zu diagnostizieren, aber unbedingt behandlungsbedürftig.

Die Schilddrüse ist die größte Drüse des menschlichen Körpers und bildet die Hormone Tetrajodthyronin (Thyroxin), welches auch unter dem Kürzel T4 bekannt ist, sowie Trijodthyronin, das mit T3 abgekürzt wird.

Eine Schilddrüsenüberfunktion, in der Fachsprache auch Hyperthyreose genannt, bezeichnet einen erhöhten Wert dieser Schilddrüsenhormone im Körper. Ein derartig erhöhter Hormonspiegel beschleunigt den Stoffwechsel und greift mittel- bis langfristig auch die Organe an.

Ursachen einer Schilddrüsenüberfunktion

Morbus Basedow

Morbus Basedow befällt in erster Linie Frauen zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr. Das Verhältnis Frauen zu Männern bei dieser Krankheit beträgt 5:1, Männer sind demnach signifikant weniger von Morbus Basedow betroffen. Etwa 40% aller diagnostizierten Schilddrüsenüberfunktionen liegt als Ursache die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow zugrunde, daher werden diese Überfunktionen auch als Immunhyperthyreosen bezeichnet.

Jodmangel, der eine sogenannte funktionelle Autonomie nach sich zieht

Durch Knotenbildung, welche als Kropf oft auch sehr gut von außen sichtbar wird, kommt es zu einer vermehrten Produktion und Ausschüttung der Schilddrüsenhormone. Mutierte Zellen reagieren nicht mehr auf Steuerungssignale des Körpers und produzieren willkürlich zu viele Hormone. Diese zweithäufigste Ursache für eine Schilddrüsenüberfunktion kommt vor allem bei älteren Menschen ab dem 50. Lebensjahr vor; auch hier sind Frauen vermehrt betroffen.

Entzündung von Schilddrüsengewebe

Dies ist in einigen wenigen Fällen als Ursache festzustellen. Durch die Zerstörung des Gewebes werden unkontrolliert Hormone freigesetzt. Eine vorhergehende Viruserkrankung, aber auch eine Bestrahlung (zum Beispiel im Rahmen einer Krebstherapie) kann Gewebe in der Schilddrüse dergestalt zerstören, dass sich als Folgeerkrankung eine Überfunktion zeigt. Auch die medikamentöse Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion kann als Folge eine Überfunktion nach sich ziehen.

Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion

Die vermehrte Ausschüttung der Hormone T4 und T3 bewirkt einen beschleunigten Stoffwechsel und sorgt dafür, dass der Körper quasi auf Hochtouren läuft.

Auch ist die Schilddrüse bei einer Störung infolge von Jodmangel in der Regel vergrößert, bei Morbus Basedow ist jedoch nicht zwangsläufig eine Vergrößerung auszumachen. Die Folgen eines derart beschleunigten Stoffwechsels sind folgende Beschwerden:

  • Herzrasen
  • Nervosität
  • Gewichtsverlust (teils bei großem Appetit und entsprechendem Nahrungsmittelkonsum)
  • Schweißausbrüche
  • Hitzewallungen
  • Haarausfall
  • Muskelschmerzen
  • zittrige Hände
  • auch Störungen des Menstruationszyklus.

Bei älteren Patienten kann es jedoch auch vorkommen, dass sich nur ein schneller Puls bemerkbar macht, welcher auf den durch die vermehrte Ausschüttung der Schilddrüsenhormone verursachten hohen Blutdruck zurückzuführen ist.

Untersuchungen und Diagnose

Eine Schilddrüsenüberfunktion muss in jedem Falle behandelt werden.

Erste Hinweise auf eine mögliche Überfunktion sind zum Beispiel:

  • Muskelschmerzen
  • eine überdurchschnittlich starke Nervosität
  • Haarausfall
  • Durchfall
  • Überempfindlichkeit gegen Wärme

Wenn bereits eine vergrößerte Schilddrüse oder ein Kropf vorliegen, sollte man spätestens beim Auftauchen der genannten Symptome sofort handeln und einen Spezialisten aufsuchen.

Blutuntersuchung

Dieser wird nach einem eingehenden Gespräch und allgemeinen körperlichen Untersuchung zunächst eine Blutuntersuchung machen und kann dann eine erhöhte Ansammlung von Schilddrüsenhormonen feststellen, sollte der Patient tatsächlich an einer Überfunktion leiden.

Für den Fall, dass als Ursache hierfür Morbus Basedow zugrunde liegt, können entsprechende Antikörper gegen das Schilddrüsengewebe ebenfalls festgestellt werden.

Ultraschalluntersuchung

Die Größe der Schilddrüse sowie etwaige Entzündungen oder Knoten können mittels einer schmerzfreien Ultraschalluntersuchung analysiert werden.

Szintigraphie

Hat der behandelnde Mediziner eine Knotenbildung diagnostiziert, so steht in der Folge davon eine sogenannten Szintigraphie an: Ein radioaktives Kontrastmittel wird dem Patienten gespritzt oder oral verabreicht. Nach einer Wartezeit von etwa 20 Minuten kann man daraufhin mit einer speziellen Kamera weitere etwaige Knoten sichtbar machen.

EKG

Ein EKG als ergänzende Untersuchungsmethode ist ebenfalls hilfreich, befällt eine Schilddrüsenüberfunktion doch nicht selten auch das Herz und zieht es durch das Hervorrufen von Herzrasen oder Herzrhythmusstörungen in Mitleidenschaft.

Augenuntersuchung

Für den Fall, dass Morbus Basedow der Schilddrüsenüberfunktion zugrunde liegt, ist auch eine Augenuntersuchung angebracht, denn diese Krankheit führt nicht zuletzt auch zu Störungen des Gewebes in der Augenhöhle. Die typischen stark hervortretenden und geweiteten Augen, die man von dieser Krankheit her kennt, sind eine Folge davon.

Behandlung, Therapie und Komplikationen

Behandlung Schilddrüsenüberfunktion Die Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion wird zunächst einmal medikamentös erfolgen. (Foto by: monkeybusiness / Depositphotos)

Medikamentöse Behandlung

Die Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion wird zunächst einmal medikamentös erfolgen. Die überschüssige Bildung der Schilddrüsenhormone muss mit hemmenden Mitteln eingedämmt werden, was mithilfe sogenannter Thyrostatika geschieht. Das sollte in der Regel zu einer Normalisierung des zuvor krankhaft beschleunigten Stoffwechsels führen. Die Ursache jedoch ist damit nicht behandelt, nur die Symptome und deren Auswirkungen können so angegangen werden. Daher ist eine lebenslange Einnahme der verabreichten Medikamente unbedingt notwendig.

Behandlung mit radioaktivem Jod

Auch eine Behandlung mit radioaktivem Jod kommt mitunter infrage: Dieses wird von der Schilddrüse gespeichert und führt im Verlauf von einigen Wochen ebenfalls dazu, dass sich der aus dem Gleichgewicht geratene Stoffwechsel wieder einpendelt.

Operation

Das äußerste Mittel der Wahl schließlich ist eine Operation, bei der Schilddrüsengewebe entfernt wird, sodass weniger Hormone produziert werden können. In seltenen Fällen wird auch die gesamte Schilddrüse entfernt.

Ein derartiger Eingriff wird in der Regel jedoch erst dann vorgenommen, wenn die Patienten bereist mit Medikamenten behandelt worden sind. Die Verabreichung von radioaktivem Jod sowie eine Operation zur Entfernung von Drüsengewebe ziehen oft eine Schilddrüsenunterfunktion nach sich, welche wiederum medikamentös behandelt werden muss. Wird eine Schilddrüsenüberfunktion richtig behandelt, kann man das Ganze gut in den Griff bekommen und damit weitgehend beschwerdefrei leben.

Thyreotoxischen Krise als Komplikation

Die große Gefahr einer Schilddrüsenüberfunktion besteht in einer sogenannten thyreotoxischen Krise: Durch Stress, einen Unfall, Verbrennungen oder auch Infarkte oder Operationen wird plötzlich eine große Menge an Schilddrüsenhormonen freigesetzt. Auch vorangegangene Jodgaben (als Medikament oder Kontrastmittel beim Röntgen) sind maßgeblich für eine solche Krise verantwortlich.

Tritt dieser Notfall ein, muss der betroffene Patient sofort ins Krankenhaus gebracht werden, denn hier drohen hohes Fieber, Delirium, Koma und Herzprobleme. Die Sterblichkeit bei einer thyreotoxischen Krise liegt bei etwa der Hälfte der davon betroffenen Patienten, ist also recht hoch.

Prävention und was ich selbst tun kann

Morbus Basedow, die Immunkrankheit, die ja immerhin für 40% aller Schilddrüsenüberfunktionen ursächlich ist, entsteht durch dementsprechende erbliche Anlagen, aber auch durch erhöhte psychische Belastung und durch Rauchen.

  • Ein Verzicht auf das Rauchen hilft also nicht nur generell dem gesamten Körper, sondern kann auch einer Schilddrüsenüberfunktion vorbeugen.
  • Weiterhin ist die übermäßige Aufnahme von Jod unbedingt zu vermeiden.
  • Gegen eine Entzündung der Schilddrüse jedoch kann man gar nicht vorbeugend tätig werden. Als Prophylaxe gegen etwaige Knotenbildung ist die regelmäßige Aufnahme von niedrigen und dafür geeigneten Mengen an Jod über einen langen Zeitraum am besten geeignet.

In Österreich wird dem Speisesalz seit 1963 Kaliumjodid beigefügt, zunächst 10 mg pro Kilogramm. Langzeitstudien haben gezeigt, dass sich 25 Jahre später die Kropfbildung stark reduziert hat. 1990 schließlich wurde die zugesetzte Menge an Kaliumjodid auf 20 mg pro Kilogramm erhöht.

Die österreichische Gesellschaft für Ernährung (ÖGE) hat als Richtwert eine Aufnahme von 200 µg Jod pro Tag angesetzt, diesen Wert erreicht man heutzutage, indem man etwa zwei Teelöffel Speisesalz pro Tag zu sich nimmt – und damit gut geschützt ist.


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ICD-10: E05.0, E05.1, E05.2, E05.3, E05.4, E05.5, E05.8, E05.9 mehr Infos


Autor: FitundGesund Redaktion
Infos zum Autor: Medizinredakteure und Journalisten
Erstellt am: 03.03.2010
Überarbeitet am: 04.12.2020

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